⭕ Am-Ball-Bleiben - Issue #92 - Reading Digest von André Cramer
Hallo zusammen! Willkommen zur neuen Ausgabe meines Newsletters! Hier sind die Highlights meiner Lieblingsthemen der letzten beiden Wochen. Vielleicht ist was für Euch dabei → 📰 📻👂👁️
⊗ über #techforgood Innovationen: bessere Batterien, Süßwasser auf Knopfdruck, plastikzersetzende Enzyme, Herzkrankheiten identifiziert von Smartwatches ⊗ über die Reise von Twitter unter Elon Musk ⊗ über Ideen für den den Schutz der Demokratie im Digitalen ⊗ über unsere liberale Ordnung... und ihre Feinde 🇷🇺 🇨🇳 ⊗ über Einstellungen und Parallelen zu und zwischen Covid-Maßnahmen und Ukraine-Krieg ⊗ über die psychische Krise der US-Jugend ⊗ über Resilienz, Überfluss und Dezentralisierung... durch die Energie der Sonne ⊗ über die Gefahr des Rückschritts ins 20. Jahrhundert in den USA ⊗ und noch viel, viel, viel mehr!
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Abteilung "Technologie & Innovation"
An accidental discovery could change the world (of batteries) — www.freethink.com
Eine Überraschungsentdeckung von Wissenschaftler*innen der Drexel University könnte helfen, eine bisher nur schwer beherrschbare Technologie zu erschließen: Lithium-Schwefel-Batterien. Hierbei wird die Reaktion im Batteriesystem, bei der Polysulfide entstehen, vollständig gestoppt. Und das funtioniert so effektiv, dass die Wissenschaftler*innen eine Batterie durch 4.000 Ladezyklen geschickt haben, ohne dass die Kapazität abgenommen hat. Das bedeutet, dass sie mindestens doppelt so lange hält wie Lithium-Ionen-Batterien.
From seawater to drinking water, with the push of a button — news.mit.edu
Forschende am MIT haben eine tragbare Entsalzungsanlage entwickelt, die gleichzeitig Partikel und Salze entfernen kann, um Trinkwasser zu gewinnen. Das benutzerfreundliche Gerät, das weniger als 10 Kilogramm wiegt und keine Filter benötigt, kann mit einem kleinen, tragbaren Solarpanel betrieben werden und benötigt dabei weniger Strom als ein Handy-Ladegerät. Es erzeugt dabei automatisch Trinkwasser, das die Qualitätsstandards der Weltgesundheitsorganisation übertrifft.
Scientists Discover Method to Break Down Plastic in Days, Not Centuries — www.vice.com
Eine Gruppe von Wissenschaftler*innen an der University of Texas in Austin hat ein modifiziertes Enzym entwickelt, das Kunststoffe, deren Abbau sonst Jahrhunderte dauern würde, in wenigen Tagen abbauen kann.
Mayo Clinic researchers use AI to detect weak heart pump via patients' Apple Watch ECGs — www.newswise.com
EKG-Aufzeichnungen einer Apple Watch, die von einem an der Mayo Clinic entwickelten Algorithmus mit künstlicher Intelligenz (KI) interpretiert wurden, waren in einem Testsetup in der Lage, effektiv Patienten mit einer schwachen Herzpumpenfunktion zu identifizierten.
Abteilung "Technologie & Gesellschaft"
The Worst-Case Scenario for Elon Musk's Twitter — newsletters.theatlantic.com
Warum ich das wichtig finde?
Auch wenn der Nachrichtenzyklus gnadenlos weitergeht, und das Thema Elon Musk & Twitter gerade in der vergangenen Woche wieder deutlich abgenommen hat in der Aufmerksamkeit, beschäftigt es mich immer noch sehr. Es gibt nach wie vor viele wertvolle Analysen und Einschätzungen dazu. Beim Atlantic beschreibt Charly Warzel einige interessante Szenarien, wie sich Twitter entwickeln könnte... kommt aber zum Schluss, dass es letztendlich in die "dümmstmögliche" Richtung gehen könnte:
It’s not all that clear to me what Musk actually wants out of Twitter. The only thing I’m confident about is that Musk will return the company to its founding ethos—one that all of Twitter’s founders later lamented as overly simplistic or naive about the nuances of running a technology platform at scale. And so, Twitter will be left to face the problems of an aggressively polarized and increasingly toxic political and cultural environment with little of the crucial hindsight of its past. I don’t know about you, but to me, that sounds like the dumbest possible outcome.
Ed Zitron spricht mir in seinem Newsletter in der Ausgabe vom 29. April ganz besonders aus dem Herzen. Ich könnte völlig verzweifeln, wie - in meinen Augen - undifferenziert und unkritisch Elon Musk von so vielen Menschen als "great inventor guy who gets stuff done" bewertet wird, ohne dass die jeweils Beobachtenden sich mit den besorgniserregenden Aspekten seiner Persönlichkeit und seiner Handlungen auseinandersetzen. Wie ist das nur möglich?
Elon Musk Doesn't "Get" Twitter (And Yes, He's Really That Bad) — ez.substack.com
Depending on which New York Times columnist you’re reading today, you either think that Elon Musk is a wonderful guy that’s “hard to love” or that he was able to buy Twitter because he “gets it.” The latter, a piece by Ultra-Wonk Ezra Klein, is a meandering piece that only someone who doesn’t really use Twitter that much could write.
The problem with Elon Musk is that it’s so hard for some people to just accept that, yes, someone with a big following and a lot of money can do a lot of different things, many of them ranging from annoying to extremely harmful. They must see him as a visionary, a genius, a trailblazer, and an inventor (despite Musk never actually inventing anything) to understand why he has such an outsized influence because the more depressing truth - that he is a big asshole with a lot of money - is a stark reminder of how unfair the world actually is.
What’s confusing to me is the urge by many to lionize Musk himself - especially in the media. Musk continually misleads and outright lies about what he or Tesla or SpaceX might do and has shown nothing but loathing for the media itself. While Musk is undoubtedly book smart, he did not invent Tesla, SpaceX, or any of the many things he’s given credit for. He is apparently an awful person to work for. And yet so many people want to frame him as a Jobs-esque genius - another man who didn’t invent anything - and yet Musk’s attempts to redefine several industries have failed to have the impact of iTunes, or the iPhone, or even the Mac.
Aber dieser Drang, diesen Menschen so zu glorifizieren, der ist wirklich stark ausgeprägt. Ihr könnt es selbst testen... postet mal was kritisches über Musk in den sozialen Medien. 3, 2, 1...
Hier habe ich noch weitere wichtige, interessante, teils amüsante Fundstücke aus dem Netz zum Thema Musk:
[tweet https://twitter.com/RBReich/status/1518222193133502465] [tweet https://twitter.com/jetteniz/status/1519901224845422594]
Elon Musk hat auch eine ganz eigene Art, wie er die politische Situation der USA einschätzt (und vielleicht darüber hinaus... ich bin mir nicht sicher, ob er da abstrahieren kann) - mit klarer Präferenz für Blaming-Position für linksliberale Haltungen. Seiner Meinung nach liegen die Spannungen in der US-Gesellschaft vor allem daran, dass linke "Woke-Kultur" sich völlig verrannt habe:
Die Wissenschaft und Faktenlage 👇 sagt jedoch etwas ganz anderes - und zwar etwas sehr eindeutiges. Hier sieht man, wie sich die ideologische Dichte und die Mittelwerte für Demokraten und Republikaner in den letzten Jahren entwickelt haben:
Kann man Musk überhaupt noch irgendwo entkommen? Einen Ort gibt es noch... 😂
How to Put Out Democracy's Dumpster Fire — www.theatlantic.com
Warum ich das wichtig finde?
Weil hier Anne Applebaum und Peter Pomerantsev (sein Russland "Must-Read" Buch "Nichts ist wahr und alles ist möglich" steht weit oben auf meiner Leseliste) näher hinschauen und die These beschreiben, das unsere demokratischen Gewohnheiten von einer Internet-Kleptokratie bedroht sind, die von Desinformation, Polarisierung und Wut profitiert. Sie haben aber auch einen Vorschlag, wie wir das ändern können. Der Text ist sehr lang, aber er lohnt sich. Es geht um die Notwendigkeit, unsere Demokratien zu stärken und sie gegen die Gefahren, welche durch die Einfallstore von sozialen Medien möglich werden, zu schützen. Es geht dabei vor allem um bessere Regulierung. Ein interessantes Modell: die Parallele zum Umweltschutz!
Perhaps the most apt historical model for algorithmic regulation is not trust-busting, but environmental protection. To improve the ecology around a river, it isn’t enough to simply regulate companies’ pollution. Nor will it help to just break up the polluting companies. You need to think about how the river is used by citizens—what sort of residential buildings are constructed along the banks, what is transported up and down the river—and the fish that swim in the water. Fishermen, yachtsmen, ecologists, property developers, and area residents all need a say. Apply that metaphor to the online world: Politicians, citizen-scientists, activists, and ordinary people will all have to work together to co-govern a technology whose impact is dependent on everyone’s behavior, and that will be as integral to our lives and our economies as rivers once were to the emergence of early civilizations.
Ich finde, sie schließen sehr gut, in dem sie einen wichtigen Appell machen, warum es sich lohnt, sich für eine bessere digitale Welt einzusetzen. Es ist verdammt nochmal unfassbar wichtig, dass sich demokratische Staaten dafür interessieren und engagieren und ihre Kräfte dabei bündeln:
Rebuilding a civically healthier internet would give us common cause with our old alliances, and help build new ones. Our relationships with Europe and with the democracies of Asia, which so often feel obsolete, would have a new center and focus: Together we could create this technology, and together we could offer it to the world as an empowering alternative to China’s closed internet, and to Russia’s distorted disinformation machine. We would have something to offer beleaguered democrats, from Moscow to Minsk to Hong Kong: the hope of a more democratic public space.
Noch mehr Lesestoff und Inspiration
Ogilvy Will No Longer Work With Influencers Who Edit Their Bodies Or Faces For Ads — www.thedrum.com
Das hier sind vielversprehcende News. Die Werbeagentur Ogilvy UK wird nicht mehr mit Influencer*innen zusammenarbeiten, die ihren Körper oder ihr Gesicht für Markenkampagnen retuschieren (oder besser: "verzerren"?), um die"systemischen Schäden für die psychische Gesundheit vor allem von jungen Nutzer*innen in den sozialen Medien zu bekämpfen.
Abteilung "Gesellschaft, quo vadis?"
Die liberale Ordnung und ihre Feinde — zeitung.faz.net
Warum ich das wichtig finde?
Das ist ein wirklich toller Text von Gerlinde Groitl und Stephan Bierling, die beide Internationale Politik an der Universität Regensburg lehren. Sie werfen einen sehr detaillierten Blick auf die Bemühungen Russlands und auch Chinas, das westliche Modell von Freiheit, Souveränität und Gleichberechtigung, um mit ihnen internationale Beziehungen zu organisieren, mit allen Mitteln zu zerstören. Sehr, sehr lesenswert, denn eins ist klar: diese beiden Länder machen - zwar auf unterschiedliche Art und Weise, aber - keinen Hehl daraus, unsere Art zu Leben uns uns in Freiheit zu organsisieren, zu bedrohen.
Dabei wollten Moskau und Peking nichts weniger als das: Ökonomie unter dem Primat der Politik. Weder das staatskapitalistische China noch die russische Petrokleptokratie akzeptierten den normativen Kern der Marktwirtschaft: die Geschäftsbeziehungen freier Bürger und Unternehmer ohne politische Einflussnahme, dazu Vertragssicherheit und Chancengerechtigkeit. Moskau und Peking reduzierten den Markt auf seine Effizienz und unterwarfen die Ökonomie im Zweifel dem Primat der Politik. Wirtschaftlicher Erfolg diente der herrschenden Elite stets nur dazu, sich selbst zu bereichern, ihre Macht zu festigen und das Land für den unvermeidlichen Zusammenprall mit der liberalen Ordnung zu rüsten. Denn dieses Modell bedroht durch seine schiere Existenz das Wesen des russischen wie des chinesischen Herrschaftssystems: die Diktatur nach innen wie die Dominanz nach außen. [...]
Bei allen Unterschieden zwischen dem russischen und dem chinesischen Regime ist nicht zu übersehen, dass beide die Diktatur international verankern, vermeintliche Ungerechtigkeiten der Geschichte revidieren und ihren „legitimen“ Platz als globale Ordnungsmächte zurückerobern wollen. Beide fürchten nichts mehr als das Virus der Freiheit, und sie verabscheuen die Schranken, die ihnen die liberale Ordnung mit ihren Normen, Institutionen und Verträgen auferlegt. Es ist kein Zufall, dass sich die Propaganda Moskaus und Pekings tagtäglich an den USA abarbeitet. Sie sind der Anker des westlichen Systems. Gelänge es, Washington und die Europäer zu spalten, hätten Russland und China das wichtigste Etappenziel ihres Kampfes gegen die liberale Ordnung erreicht. [...]
Chinas breites Arsenal an machtpolitischen Instrumenten ermöglicht es ihm, andere Strategien als Russland zu verfolgen, um die liberale Ordnung zu unterminieren. Das Land muss nicht primär auf Gewalt setzen, sondern kann auf politische und wirtschaftliche Mittel zurückgreifen. Dabei ist China überzeugt, dass die Zeit sein Verbündeter ist. Bis zum hundertsten Geburtstag der Volksrepublik 2049 will die KP den „chinesischen Traum“, nämlich eine „nationale Wiedergeburt“ als Weltmacht, realisieren. In einer von den USA dominierten, von liberalen Prinzipien durchzogenen internationalen Ordnung lässt sich dieses Ziel nicht erreichen – schließlich erfordert die Wiedergeburt die Annexion Taiwans und die territoriale Expansion im Südchinesischen Meer sowie die Hegemonie in Ostasien und darüber hinaus.
Was tun?
Der Westen sollte indes nicht allein auf die Selbstbehauptungskraft der liberalen Ordnung und auf die Fehler ihrer Feinde vertrauen. Vielmehr muss er sein Modell entschlossen verteidigen. Dazu sollte er alles tun, um der ukrainischen Armee zu einem Sieg über die russischen Invasoren zu verhelfen. Eine militärische Niederlage Moskaus wäre das Ende von Putins Herrschaft und seiner imperialen Fantasien. Als Nächstes bedarf es der Wiedereinführung des Koordinationsausschusses für multilaterale Ausfuhrkontrollen (Cocom), der im Kalten Krieg alle westlichen Technologieexporte in den Ostblock genehmigte. Ziel wäre diesmal neben Russland vor allem China, dem der Zugang zu strategischen Gütern und Dienstleistungen verwehrt werden muss. Schließlich sollte der Westen versuchen, über die EU und die NATO hinaus ein globales politisches Gremium zu etablieren. In ihm könnten die großen Demokratien Nordamerikas, Europas und Asiens die liberale Ordnung revitalisieren. Zu den bisherigen G-7-Mitgliedern USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada sollten Südkorea, Australien, Polen, Spanien und die Skandinavier mit einem Sitz stoßen. Eine solche Gruppe der 12 würde die Vereinigten Staaten entlasten und die Bürde der Führung verteilen.
Von der Krise zum Krieg — cemas.io
Warum ich das wichtig finde?
Weil es in diesem Research Paper „Von der Krise zum Krieg: Verschwörungserzählungen über den Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Gesellschaft“ um die Frage geht, inwieweit russische Desinformation und Verschwörungserzählungen rund um den Angriffskrieg in der breiten Bevölkerung verfangen. Hierfür wurden mittels einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung Daten erhoben, die Aufschluss darüber geben, wer Verschwörungserzählungen zum Ukraine-Krieg zustimmt und wer eher immun gegen diese Propaganda ist. Die Ergebnisse sind wenig überraschend... aber natürlich dennoch niederschmetternd. Mich bedrückt das sehr.
Während die Mehrheit der Gesellschaft Verschwörungserzählungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ablehnt, stimmt knapp ein Fünftel der Befragten verschwörungsideologischen Ausagen zum russischen Angriffskrieg eher zu. Personen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren zeigten dabei die höchsten, Menschen über 60 die niedrigsten Zustimmungswerte. Impfstatus und Verschwörungsglaube hängen zusammen: Je mehr Schutzimpfungen Personen erhalten haben, desto weniger anfällig sind sie für Verschwörungserzählungen zum Ukraine-Krieg. Dagegen stimmen mit 56,2 Prozent über die Hälfte der Ungeimpften verschwörungsideologischen Erklärungsversuchen im Kriegszusammenhang mehrheitlich zu.
‘It’s Life or Death’: The Mental Health Crisis Among U.S. Teens — www.nytimes.com
Warum ich das wichtig finde?
Dieser Artikel hat mich besorgt aufhorchen lassen. Es geht um Depressionen, Selbstverletzungen und Selbstmord unter amerikanischen Jugendlichen. Die Fälle nehmen in den letzten Jahren dramatisch zu. Ich frage mich, warum das so ist? Indizien zeigt dieser Artikel der New York Times. Das Gefühl von Gemeinschaft unter Kindern und vor allem Jugendlichen geht immer weiter verloren. Was naheliegt: "Kontakte", die durch die von Erwachsenen entwickelten "sozialen" Medien für viele Menschen, und erst Recht diese Altersgruppe, nun überwiegend digital stattfinden, scheinen nicht gut für die mentale Gesundheit zu sein. Für mich ist das ein klarer Beleg dafür, dass wir uns als Gesellschaft und als Individuen, denen eine gesunde digitale Öffentlichkeit am Herzen liegt, entschieden einbringen müssen in die Gestaltung eben dieser. Wenn unsere digitalen Dienste, Plattformen, Welten, dafür sorgen, dass unsere Jugendlichen in Depression und Suizid abdriften, müssen wir dringend was ändern, oder?
American adolescence is undergoing a drastic change. Three decades ago, the gravest public health threats to teenagers in the United States came from binge drinking, drunken driving, teenage pregnancy and smoking. These have since fallen sharply, replaced by a new public health concern: soaring rates of mental health disorders. In 2019, 13 percent of adolescents reported having a major depressive episode, a 60 percent increase from 2007. Emergency room visits by children and adolescents in that period also rose sharply for anxiety, mood disorders and self-harm. And for people ages 10 to 24, suicide rates, stable from 2000 to 2007, leaped nearly 60 percent by 2018, according to the Centers for Disease Control and Prevention. [...]
“There’s something different about this era or generation that makes them much more susceptible or vulnerable,” Ms. Gainza said. “There’s not that community, I guess.” A rise in loneliness is a key factor, experts said. Recent studies have shown that teenagers in the United States and worldwide increasingly report feeling lonely, even in a period when their internet use has exploded.
Metafoundry 75: Resilience, Abundance, Decentralization — tinyletter.com
Warum ich das wichtig finde?
Weil es hier um die Vorstellung einer besseren Zukunft geht. Genau diese zeigt Deb Chachra hier auf, indem sie eine Zukunft bestimmt von Widerstandsfähigkeit, von Überfluss und Dezentralisierung (nein, nicht durch Kryptowährungen...) skizziert. Eine Zukunft, die nicht auf Trends, Fiktionen oder gar bewährten Prognosen beruht, sondern auf Wissenschaft, Geschichte und tiefem Wissen über Infrastrukturen und Materialien. Sie stellt den Gedanken ins Zentrum, dass die Erde in praktisch unbegrenzter Sonnenenergie "badet". Der Übergang zu erneuerbaren Energien sei daher kein Rückschritt, sondern eine Chance, unsere Welt neu zu gestalten.
Das Foto unserer Erde ist schon ein ganz besonderes:
This is the view of our home planet from Earth-Sun Lagrange point 1, about a million miles away, courtesy of the EPIC instrument on the DSCOVR spacecraft. From this distant vantage, we can observe that our world is bathed in radiant sunlight, and also that it is at the bottom of a gravity well, surrounded by the empty void of space. [...]
Hier gibt es mutmachende Worte, die uns weiter antreiben sollten, unnachgiebig die Technologien weiterzuentwickeln, welche uns die Energie der Sonne nutzen lassen:
Transitioning all of our infrastructural systems to be powered by renewable sources is about growing out the number of people who have access to more energy, who benefit from using it to meet human needs, whether as basic as cooking food or as modern as global telecommunications. […]
Technology is our active human interface with the material world, and all of the ways in which we respond to climate change will require access to energy, whether it's robust disaster response, microgrids that provide reliable electricity even during extreme weather events, or building out cities and communities that are resilient to a wider range of environmental conditions. […]
We are living at the cusp of remaking ourselves from a primitive species that gets most of our energy from literally setting stuff on fire, and that just junks stuff when we’re done with it, into an species that fits harmoniously into a planetwide ecosystem, that uses energy from the sun, harnesses it for use and to fabricate what we need to thrive, and then returns those materials to the common pool to be used and shared again.
Alito’s Plan to Repeal the 20th Century — www.theatlantic.com
Warum ich das wichtig finde?
Dies hier ist nur ein kleiner Vorbote für ein sehr gravierendes Thema, welches durch geleakte US-Supreme-Court Dokumente mit voller Wucht an die Öffentlichkeit gelang. Die in der Trump-Amtszeit eingesetzten drei konservativen Richter*innen setzen nun das um, was die Lenker der Republikaner schon lange im Sinn haben. Mit dem sich anbahnenden Kippen wichtiger Präzedenzentscheidungen aus den frühen Siebziger Jahren würde als erstes das Recht auf Abtreibung fallen und in vielen Bundesstaaten illegal werden. Frauenrechte würden um Jahrzehnte zurückgeworfen. Und im Fahrwasser der Annullierung der sogenannten Roe v. Wade und Planned Parenthood v. Casey Fälle kommen auch Same-Sex Mariage und Interracial Marriage unter Beschuss.
Dieses Thema wird uns, wird mich, noch sehr lange beschäftigen. Hier gibt es auf jeden Fall einen guten ersten Einblick, worum es hier geht: um nichts anderes als das Einkassieren wichtiger progressiver gesellschaftlicher Entwicklungen und ein Rückbesinnen auf das 20. Jahrhundert - wohlgemerkt: von einer politischen Minderheit in den USA.
If you are an American with a young daughter, she will grow up in a world without the right to choose when and where she gives birth, and in which nothing restrains a state from declaring her womb its property, with all the invasive authorities that implies. [...]
The implications of this ruling are therefore tremendous. Notwithstanding the reality that being a woman does not mean being pro-abortion-rights, all over the world the right to decide when and whether to give birth is tied to the political, social, and economic rights of women as individuals. That right is likely to be severely curtailed or to vanish entirely in at least 26 states if this decision takes effect. If the draft becomes the Court’s decision, however, it would have implications for more than just abortion. In the U.S., the rights of many marginalized groups are tied to the legal precedents established in the fight for abortion rights. This opinion, if adopted, provides a path to nullifying those rights one by one.
Noch mehr Lesestoff und Inspiration
Locked down in Shanghai, I’ve caught a glimpse of our techno-dystopian future — www.economist.com
Ende März reagierte die chinesische Regierung auf den Ausbruch der Omicron-Variante in Shanghai mit der größten stadtweiten Abriegelung in der Geschichte. Die meisten der 25 Millionen Einwohner sind in ihren Häusern eingeschlossen oder schlafen auf dem Boden ihrer Büros. Polizeiautos parken auf Boulevards, die früher belebte Durchgangsstraßen waren. Gelegentlich rasen auf der Autobahn Busse voller maskierter Fahrgäste vorbei, die angeblich auf dem Weg zu riesigen, behelfsmäßig eingerichteten Krankenhäusern am Stadtrand sind. Was macht das mit den Menschen in China? Was macht das mit ihrem Verhältnis zum repressiven Staat?
“Covid is not the thing we are afraid of; it’s government policy”
Zum Ansehen
Sehr sehenswert: Jan Böhmermann nimmt Influencer Fynn Kliemann auseinander, in dem das Team des ZDF Magazin Royale belegt, wie dieser sich durch Lügen und unredliche Maskendeals bereichert hat. Kliemann ist mir seit jeher sehr suspekt... schön zu sehen, wenn einen das eigene Gefühl nicht getrügt hat.
Dies und Das
Ach so, sind irgendwelche Promis und Intellektuellen wieder unangenehm aufgefallen?
Bester Kommentar zum offenen Brief von Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer und weiterer Menschen:
Offener Brief in »Emma«: Das ist Täter-Opfer-Umkehr in Reinkultur — www.spiegel.de Man darf sagen, dass man lieber feige als mutig wäre. Man sollte aber einen Kotau vor dem Recht des Stärkeren nicht als friedliebenden Pazifismus verkaufen. Eine Entgegnung auf den »offenen Brief« deutscher Promis.
Aber die Frage, die einzige Frage, die man sich immer wieder stellen muss, ist: Wer will ich sein und wie will ich leben? Dieses Mal ist es die Ukraine, das nächste Mal Moldau, übernächstes Mal Polen, dann vielleicht Berlin. Wo ist die Grenze? In der Krise zeigt sich der Charakter, sagt Helmut Schmidt. Faschisten sind bereit, jedes Leben und jeden Wohlstand zu opfern, um ihre Ziele zu erreichen, und alle freien Gesellschaften sind Putins erklärte Feinde. Ich fürchte, dass diese Gesellschaften, dass WIR ebenfalls bereit sein müssen, alles zu riskieren, um zu bestehen. Das Bedrohungsszenario ist austauschbar, der Anspruch an die eigene Haltung sollte es nicht sein. Selbst wenn man seinen eigenen Idealen nicht immer entsprechen kann, sollte doch wenigstens klar sein, was die Ideale sind. Und nicht die Angst um das eigene Überleben mit selbstgerechtem Wohlfühl-Pazifismus übergepudert werden.
Das war es für dieses Mal. Ich wünsche Euch einen tollen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche!