Hallo zusammen! Willkommen zur neuen Ausgabe meines Newsletters! In der letzten Ausgabe des Jahres gibt es vor allem ein paar Empfehlungen zu BĂŒchern, Podcasts und Serien. Vielleicht ist was fĂŒr Euch dabei â đ° đ»đđïž
Hinweis in eigener Sache: Ich hatte es schon angekĂŒndigt. Nachdem Twitter die Newsletter Plattform Revue Anfang des Jahres ĂŒbernommen hatte, wurde in den ganzen Wirrungen des #TwitterTakeover die Entscheidung getroffen, diesen Dienst einzustellen. Wie schade⊠denn Revue war ein perfektes Tool fĂŒr Reading Digest Publikationen. Deshalb erfolgt aber jetzt mein Umzug zu Substack. Ich nehme das auch zum Anlass fĂŒr einige Anpassungen, z.B. der neue Name #DRANBLEIBEN (so kann das auch niemand mehr mit âirgendwas mit FuĂballâ verwechseln). Auch wird durch das neue Tool sicherlich optisch in Zukunft einiges anders aussehen.
Bitte speichert die neue Absenderadresse theandrecramer@substack.com in euren Kontakten ab, damit ich nicht aus Versehen im Spam-Ordner lande. đ±
BĂŒcher
FĂŒr mich das beste Buch des Jahres (eigentlich aus dem Vorjahr, aber es war in 2022 erst so richtig prĂ€sent) war ganz klar dieses:
Samira und Friedemann werfen einen tiefen Blick in die Macht der Geschichten, die wir Menschen uns erzĂ€hlen. Geschichten können Mut machen, aufhetzen, helfen, die Zukunft neu zu denken und vieles mehr. In "ErzĂ€hlende Affen" wird der Frage nachgegangen, wieso der Mensch immer wieder nach den gleichen Strickmustern erzĂ€hlt. Die beiden verfolgen die ambivalente Wirkungsmacht von Geschichten anhand wichtiger Narrative von der Antike bis zur Gegenwart. Und sie zeigen, welche ErzĂ€hlungen uns heute gefĂ€hrden und warum wir neue benötigen. Ăbrigens gibt es das Buch nun ganz frisch in der Taschenbuchausgabe, mit ĂŒberarbeitetem Vorwort, welches auf die Ereignisse rund um den Angrifsskrieg auf die Ukraine eingeht. Und: es gibt das Hörbuch ohne weitere Kosten zum Anhören bei Spotify.
In diesem Jahr hat mich auch besonders gefreut, dass ich bei einem beruflichen Event der besonderen Art Friedemann Karig persönlich treffen konnte. Er hat unser Barcamp, welches der Startpunkt war fĂŒr eine Community toller Menschen, die sich fĂŒr Tech-for-Good einsetzen wollen, sehr bereichert.
Was ich noch gelesen habe und empfehle:
The Genesis Machine: Our Quest to Rewrite Life in the Age of Synthetic Biology (Amy Webb)
After the Fall: Being American in the world weâve made (Ben Rhodes)
Was steht als nĂ€chstes an? Viel, viel⊠meine âWhat to readâ Liste bei Goodreads enthĂ€lt 178 EintrĂ€ge đ€Ż. Und ich verfahre viel zu oft nach dem Prinzp Last-in-First-out. đ Aber ich freue mich z.B. auf âWhen McKinsey Comes to Town: The Hidden Influence of the World's Most Powerful Consulting Firmâ von Walt Bogdanich, âZur Entstehung einer ökologischen Klasse: Ein Memorandum | Wie gelingt politisches Handeln in Zeiten des Klimawandels?â von Bruno Latour und âRadikalisierter Konservatismus: Eine Analyseâ von Natascha Strobl.
Podcasts
Hier einige Podcasts oder Episoden von Podcastreihen, die ich euch besonders ans Herz legen möchte.
Nach wie vor mein Must-Have der Woche (am Samstagmorgen) ist:
Friedemann und Samira nehmen immer noch messerschaft und blitzgescheit das politische und gesellschaftliche Geschehen der Woche unter die Lupe. Alles das, was unsere Debatten bestimmt, wird in einer guten Stunde sehr reflektiert, und in meinen Augen nie langweilig seziert, analysiert und kommentiert. Von zwei Menschen, vor denen ich intellektuell den Hut ziehe. Das ist einfach toll đ
Hier sind noch weitere Podcasts, die in diesem Jahr neu auf meinem Radar erschienen sind, oder die in ihrer Bedeutung fĂŒr mich stark gestiegen sind:
Dies hier ist fast mein Lieblingspodcast geworden. Paris Marx, der dieses Format wĂ€hrend der Corona-Zeit gestartet hat, lĂ€dt tolle und sehr interessante GĂ€st*innen ein, um einen kritischen Blick auf die Technologie-Industrie und ihre Praktiken zu werfen. Fast jede Episode ist ein echter Gewinn (siehe unten fĂŒr eine konkrete Episodenempfehlung). Da ist alles dabei von E-Commerce, Mobility & Transportation, KI und Algorithmen, Ăberwachung bis zu Advertising und viel, viel mehr. Das ist gut investierte Zeit, sich hier reinzuhören. đđ§
Ich bin ĂŒber Twitter auf die Journalistin und Publizistin Annika Brockschmidt aufmerksam geworden. Sie hat sich auf ein Thema fokussiert, welches mich wegen meines Hobbys âUS Politicsâ besonders anspricht. Sie wirft einen umfassenden und tiefen Blick in die Entwicklung konservativer amerikanischer Politik, v.a. in Form der Republikanischen Partei. Auch wenn die USA âweit wegâ sind, so bestimmt dieses Land doch zu groĂen Teilen die Geschicke unseres Planeten. Was dort, vor allem im Politikbetrieb passiert, ist höchstrelevant fĂŒr uns oder wird es ĂŒber kurz oder lang. In diesem Podcast wird sehr unterhaltsam und einfach verstĂ€ndlich aufbereitet, wie es um christlichen Nationalismus und konservative Politik in den USA bestellt ist. Und das ist leider zum Ohrenschlackern⊠wenn man kein christlicher Nationalist ist.
Der wunderbare Nils Minkmar, auf den ich durch seine tollen Artikel in der SĂŒddeutschen und seinen sehr wertvollen wöchentlichen Newsletter âDer siebte Tagâ aufmerksam geworden bin, ist gemeinsam mit der Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura Gastgeber eines herausragenden Medienpodcasts. Ich liebe es, wenn Medienleute ĂŒber Medien berichten (deswegen empfehle ich hier auch direkt das wunderbare âĂbermedienâ) - denn kaum eine Disziplin ist so wichtig fĂŒr eine funktionierende Gesellschaft wie (hoffentlich) gesunde Medien. Zaboura und Minkmar sprechen ĂŒber höchstspannende Themen wie den Aufstand im Iran, die WM in Katar, den Ăffentlich-Rechtlichen Rundfunk, ĂŒber Cancel Culture und so vieles mehr.
Freiheit Deluxe mit Jagoda Marinic
Ebenfalls ein Senkrechtstarter in diesem Jahr bei mir ist FREIHEIT Deluxe mit der blitzgescheiten und sehr eloquenten Schriftstellerin und Kolumnistin Jagoda Marinic. Hier gibt es vor allem in den neueren Episoden ganz spannende GĂ€ste und tiefgrĂŒndige GesprĂ€che, z.B. mit Wolf Lotter, mit dem niederlĂ€ndischen Finanzjournalisten David de Jong (der 10 Jahre zur Nazi-Vergangenheit deutscher GroĂindustriellenfamilien geforscht hat - Hörempfehlung!) , Carlo Masala (ĂŒber die neue Welt-Un-Ordnung) oder Maja Göpel (siehe auch explizite Empfehlung und embedded Link weiter unten).
Dieser Podcast hier stellt fĂŒr mich besondere Inspiration dar, wenn Alice Hasters (Autorin von âWas weiĂe Menschen nicht ĂŒber Rassismus hören wollen - Aber wissen solltenâ) und die Schauspielerin und Synchronsprecherin Maximiliane Haecke ĂŒber Zeitgeist-PhĂ€nomene und -Debatten sprechen. Highlight-Folge in diesem Jahr: âThat Girl - Toxische Vermarktung oder hilfreicher Ăberlebensguide in der Leistungsgesellschaft?â
HaschimitenfĂŒrst - Der Bobcast
Hierzu muss ich eigentlich gar nicht viel sagen, auĂer, dass es ein Fest ist, als âKassettenkindâ der 80er Jahre diesem Blick hinter die Kulissen der erfolgreichsten Hörspielserie der Welt, Die drei ???, beizuwohnen. Andreas Fröhlich (Sprecher des Bob Andrews) und Kai Schwind, Medienwissenschaftler und z.B. Regisseur der Live-Inszenierungen der Drei ??? Tourneen, besprechen HintergrĂŒnde und Anekdoten zu den Folgen. Und zwar Folge fĂŒr Folge, angefangen bei den Klassikerepisoden seit Folge 1 (Der Super Papagei, von 1979). Wer ein Fan der Serie ist, wird es lieben. Ich hoffe, die beiden halten lange durch.
NatĂŒrlich höre ich weiterhin gerne Shows wie Lauer & Wehner, Lakonisch Elegant, Die sogenannte Gegenwart (wird aber nerviger, vor allem Episoden mit Lars Weisbrod und Ijoma Mangold - aber Nina Pauer holt es immer wieder raus), Baywatch Berlin, Drinnies, Exponential View, Burning Futures, oder die Nilz Bokelberg Erfahrung. Was komplett rausgeflogen ist, sind Shows mit und von Micky Beisenherz - fehlende Abgrenzung zu, bzw. sogar Anbiederung in Richtung gefĂ€hrlicher rechter Brandstifter*innen sind ein echtes No-Go.
Und hier noch ganz konkrete Episoden-/Reihenempfehlungen:
Hier handelt es sich um eine Mini-Reihe innerhalb der Podcast-Show âSlow Burnâ vom Slate Magazin. In fĂŒnf Folgen erzĂ€hlt âRoe v. Wadeâ die Geschichte hinter dem Kampf um das Abtreibungsrecht in den USA, welche 1973 im bahnbrechenden PrĂ€zedenzfallurteil Roe v. Wade mĂŒndete. Und welches in diesem Jahr, nach jahrzehntelangem Anlauf christlich-konservativer KrĂ€fte vom US Supreme Court wieder einkassiert wurde. Hier gehtâs los: đ
In diesem Jahr hat mich ein Thema im Feld âPublic Intellectualsâ und Philosophie besonders in den Bann gezogen (im negativen Sinne): Longtermism. Kurz gesagt, ein ideologischer Ăberbau fĂŒr libertĂ€re Menschen, vor allem MilliardĂ€re aus der Tech-Szene (Elon Musk und Peter Thiel sind groĂe Fans und UnterstĂŒtzer davon), sich nicht um die lĂ€stigen sozialen Probleme der heutigen Menschen sorgen zu mĂŒssen mit Hinweis auf die viel wichtigeren Belange von zukĂŒnftigen, richtigen und computersimulierten Menschen, die zu Trillionen die Galaxie bevölkern könnten. Wenn sich das fĂŒr euch bescheuert anhört: ja, das ist es auch. Hier gibt es bei Tech wonât save us eine besonders wertvolle Episode zum Thema:đ
Wer eine 20-minĂŒtige superknackige Ăbersicht und Bewertung zum Thema Longtermism hören möchte, ist hier bei Friedemann Karig in einer Sonder-/Premium-Episode von Piratensender Powerplay gut aufgehoben. Bin ein bisschen stolz, dass mein Werben bei Friedemann, sich mit diesem Thema tiefergehend zu beschĂ€ftigen, erfolgreich war đ€
Bei quoted. sprechen Nadia Zaboura und Nils Minkmar mit dem in Stanford lehrenden deutschen Literaturwissenschaftler Adrian Daub ĂŒber das leidige Thema Cancel Culture. Dieser rechte Kampfbegriff, der in meinen Augen vor allem von (schwindend) privilegierten Menschen ins Feld gefĂŒhrt wird, die ihre Deutungs- und Meinungshoheit bedroht sehen, ist in diesem Jahr besonders unangenehm hochgekocht worden. Daub ist ein sehr versierter GesprĂ€chspartner, der eine hilfreiche Einordnung der Fakten vornimmt (und zum Thema in diesem Jahr auch ein sehr beachtetes Buch veröffentlicht hat: âCancel Culture Transferâ): đ
Rund um Adrian Daub drehten sich ĂŒbrigens zwei berufliche Highlights in diesem Jahr, an denen ich beteiligt sein durfte (bei der re:publica und beim Telekom Podcast Meet the CXO).
Und die letzte Episodenempfehlung ist aus der oben bereits vorgestellten Podcastreihe âFREIHEIT Deluxeâ. Jagoda Marinic fĂŒhrt hier ein GesprĂ€ch mit Maja Göpel und es ist einfach wunderbar. Göpel, die in diesem Jahr ihr neues Buch âWir können auch andersâ veröffentlicht hat, spricht ĂŒber die dringend nötige Transformation, die unsere Gesellschaft und Wirtschaft angehen muss. Damit wir eine Welt ermöglichen können, die fĂŒr alle Menschen eine Lebensgrundlage bietet. Das ist wirklich wertvoll: đ
Ăbrigens hatte auch Maja Göpel mit einem meiner beruflichen Highlights des Jahres zu tun. Gleich zu Beginn des Jahres 2022 hatten wir sie zu Gast und sie hat ein ebenfalls wunderbares GesprĂ€ch mit Claudia Nemat gefĂŒhrt.
Serien
Vielleicht ist hier noch was dabei fĂŒr euch, um ĂŒber die Feiertage ein wenig beim Serien-Bingen zu chillen đ
⊠ihre jeweiligen Erinnerungen an Arbeitswelt und Privatleben nicht mehr miteinander verknĂŒpfen können. Als ein mysteriöser Kollege auĂerhalb der Arbeitswelt auftaucht, löst dies fĂŒr die Protagonist*innen die Suche nach den wahren UmstĂ€nden ihres Jobs aus.
Dies ist eine ziemlich bemerkenswerte Show. Ein schrĂ€ges, intelligentes Comedy-Drama (aber mehr Drama als Comedy), in dem die Gehirne der Mitarbeitenden der mysterösen Firma Lumen Industries in eine Arbeits- und eine HeimhĂ€lfte getrennt sind. Severance erinnert mich abwechselnd an Stoffe von Charlie Kaufman, Wes Anderson, David Lynch, George Orwell und Kafka, sowie an Shows wie Devs und Dollhouse und ein halbes Dutzend anderer Sci-Fi-Serien und Arbeitsplatz-Comedy-Dramen. Bei Severance geht es um Arbeiter*innen-SolidaritĂ€t, und das HerzstĂŒck der Show ist eine Metapher dafĂŒr, wie Menschen im Arbeitsumfeld im Angesicht von UnterdrĂŒckung zusamenfinden. Es handelt sich um eine beeindruckend eigenwillige Geschichte, die ganz auf sich selbst gestellt ist und selbstbewusst darauf abzielt, den Verstand der Zuschauenden regelrecht implodieren zu lassen. Der Cliffhanger am Ende der ersten Staffel gehörte zu meinen groĂen âNail-Biternâ des Jahres. Ich kann es kaum erwarten, bis es im nĂ€chsten Jahr weitergeht.
⊠FuĂballverein trainieren soll. Doch fehlendes Wissen gleicht er aus mit Optimismus, Entschlossenheit - und Keksen. Aber wer denkt, dass dies eine Serie ĂŒber FuĂball ist, der tĂ€uscht sich. Denn fĂŒr es geht um so viel mehr. Ted Lasso ist eine der liebenswĂŒrdigsten Serien, die ich seit langem gesehen habe. Die Serie hat ganz viel Herz und transportiert positive Lebensweisheiten, hat ganz viel Humor und besticht dadurch, dass eigentlich kein einziger Charakter dem eigentlich angenommenen ClichĂ© entspricht, welche man in der Welt des ProfifuĂballs vermuten wĂŒrde. Die ersten beiden Staffeln sind bei Apple TV+ verfĂŒgbar, eine dritte ist bereits bestĂ€tigt und dĂŒrfte im nĂ€chsten Jahr starten.
⊠in der er einen lernbehinderten Hausmeister eines Pflegeheims spielt, der in jedem Menschen nur das Gute sieht. Ich habe selten eine Serie gesehen, die auf der einen Seite so herzerwĂ€rmend ist, und auf der anderen Seite so witzig und auch teils grob vulgĂ€r (vor allem zuzuschreiben David Earl in der Rolle des Kevin Twine⊠man muss es mögen đ). In der Serie geht es nicht nur um Unterhaltung, sondern auch darum, dem Publikum zu zeigen, wie wichtig es ist, ein guter Mensch zu sein. Ricky Gervais brilliert in dieser britischen Serie, die im Stil einer Mockumentary gedreht wurde und bereits zwischen 2012 und 2014 lief. Wer abseitigen, besonderen Content mag, ist hier gut aufgehoben.
So, und nun habt ein paar schöne Feiertage đ und kommt gut ins neue Jahr! 2ïžâŁ0ïžâŁ2ïžâŁ3ïžâŁđ Wenn ihr Lust auf Weihnachtslieder habt und vom ĂŒblichen Brei genug habt, hört doch mal ins legendĂ€re Weihnachtsalbum von Erdmöbel rein:
Machtâs gut đ - bis in 2023 đ - bleibt gesund đââïž und bleibt neugierig đ!