🎯 #DRANBLEIBEN (Deep-Dive)
#145: Daten, Demokratie, Dammbrüche – warum es doch zählt, was wir zu verbergen haben
Du liest #DRANBLEIBEN - Einordnungen zu Tech und Gesellschaft, von André Cramer. Ich bin Berater, Speaker und Podcast-Host von DRANBLEIBEN - Gespräche über unsere Zukunftsoptionen und Code & Konsequenz. Find me on LinkedIn!
Insbesondere in den letzten Wochen beschäftigt mich eine Ableitung, die ich aus aktuellen Geschehnissen ziehe: Es braucht nicht viel, damit sich digitale Gewissheiten in Luft auflösen. Eine neue Lobbyismus-Initiative hier, ein neues Gesetz da, ein Regierungs-/Regimewechsel dort – und plötzlich wird aus scheinbar harmlosen Daten ein potenzielles Risiko. Potentiell für mich. Für dich. Für uns alle.
Deshalb möchte ich hier mal genauer einen Aspekt des Themas Daten und Privatsphäre betrachten, der eine immer höhere Bedeutung bekommt. Es geht um die Frage: Was, wenn’s plötzlich (doch) ernst wird mit unseren Daten – und mit denen, die an sie herankommen?
Dabei lassen sich zwei Arten von Risiko unterscheiden, die oft verwechselt, aber nie getrennt gedacht werden sollten:
➡️ Die eine Gefahr liegt in unserer eigenen Sorglosigkeit – wenn wir freiwillig persönliche Informationen an Plattformen geben, die sich nicht unbedingt für unser Wohl, sondern für ihr Geschäftsmodell interessieren.
➡️ Die andere Gefahr betrifft Daten, die wir gar nicht freiwillig geben können – weil sie von staatlichen Stellen abgefragt, gespeichert oder zentralisiert werden.
Beide Szenarien unterscheiden sich in der Verantwortung – aber treffen sich im Risiko: Was passiert, wenn sich der politische Kontext ändert? Wenn plötzlich andere an der Macht sind – und der Zugriff auf deine Daten erfolgt?
In den USA sehen wir derzeit, wie schnell staatliche Institutionen in Infrastruktur für digitale Willkür verwandelt werden können. Der „Effizienzapparat“ DOGE unter Elon Musk zentralisiert Sozialdaten, um politische Ziele durchzusetzen. Und reißt dabei reihenweise Sicherheitsstandards ein. Was als Bürokratie-Reform verkauft wird, ist in Wahrheit ein digitaler Dammbruch.
Gleichzeitig wird klar: Der Mythos vom sicheren Rechtsstaat wankt nicht nur in Washington. Zwar auf einem völlig anderen Level, aber auch in Europa, z.B. der Schweiz und in Deutschland nehmen Überwachungsfantasien (wieder) Fahrt auf. IP-Adressen speichern? Messenger verpflichten? Anonymität beerdigen? Alles auf dem Tisch – und das nicht in Belarus, sondern mitten in Europa.
Und deshalb empfinde ich es als sehr wichtig, auch praktisch darauf hinzuweisen: Was können wir tun? Wie viel Verantwortung tragen wir selbst? Und wie schwer machen wir es eigentlich jenen, die uns überwachen wollen? Von Privatsphäre-Guides bis zu europäischen Alternativen. Es gibt Wege raus aus der digitalen Abhängigkeit. Aber wir müssen sie auch gehen.
Denn was mich persönlich seit Jahren triggert, ist dieser eine Satz, der immer wieder fällt, wenn es um Datenschutz geht: „Was habe ich denn schon zu verbergen?“ Ich halte ihn nicht nur für naiv, sondern für gefährlich. Weil er unterschätzt, wie sehr sich Kontexte verändern können. Und wie schnell Informationen, die heute irrelevant erscheinen, morgen zur Grundlage für Kontrolle, Ausschluss oder Repression werden können.
Mit dieser Ausgabe möchte ich deshalb einen Impuls setzen – gegen Gleichgültigkeit. Und für ein neues Bewusstsein: Dass Datenschutz kein Rückzugsgefecht ist, sondern aktiver Selbstschutz. Und ein Beitrag zur Resilienz unserer offenen Gesellschaft. Für mich steht fest: Privatsphäre ist keine Paranoia. Sie ist der Boden, auf dem Freiheit steht.
Themenperspektive 1: Von staatlicher Kontrolle zu algorithmischer Willkürherrschaft
Was passiert, wenn öffentliche Verwaltung zur Plattform wird? Und politische Macht auf private Tech-Logik trifft? In den USA lässt sich derzeit beobachten, wie Datenzentralisierung, Effizienz-Rhetorik und algorithmische Steuerung zu einem gefährlichen Instrument werden. Und das besonders dort, wo es nicht um freiwillig preisgegebene Daten geht. Sondern um Informationen, die Bürger*innen gezwungenermaßen mit dem Staat teilen müssen: Sozialversicherungsnummern, Steuerdaten, Gesundheitsinformationen.
Wer heute solche Infrastrukturen baut und betreibt, entscheidet mit darüber, wie Macht in Zukunft ausgeübt wird: subtil, entgrenzt – und oft ohne Widerspruchsmöglichkeit. Diese Perspektive zeigt, wie rasant sich der Charakter staatlicher Kontrolle verändert. Und warum das nicht nur in Autokratien relevant ist.
Digital Authoritarianism: from state control to algorithmic despotism
Studienpaper, gelesen bei Social Science Research Network - von Florence G'sell (Stanford University)
Bevor ich auf aktuelle Entwicklungen in den USA eingehe, lohnt ein Big Picture Blick. Denn was Florence G’sell in dieser Analyse über digitalen Autoritarismus entfaltet, liefert das nötige Fundament, um zu verstehen, was hier eigentlich auf dem Spiel steht. Die Studie liefert einen präzisen Blick auf die Strukturen, durch die sich Macht im Digitalen neu organisiert.
G’sell beschreibt, wie sich staatliche Kontrolle in Ländern wie China und Russland längst nicht mehr nur durch Polizei und Propaganda manifestiert. Sondern durch Code, Infrastruktur und Plattformarchitekturen. Drei Säulen tragen diese neue Autorität: Informationskontrolle, Massenüberwachung, Netzisolation. Doch was G’sell besonders klar benennt: Diese Logik bleibt nicht auf Autokratien beschränkt. Auch in liberalen Demokratien können Datenallmacht und algorithmische Steuerung zur schleichenden Erosion von Freiheitsrechten führen. Gerade dann, wenn politische Machtverhältnisse kippen. Was heute als harmlos gilt, kann morgen zur Grundlage für Repression werden. Ein politischer Kurswechsel reicht, und die Infrastruktur und die Daten stehen dann bereit.
Besonders perfide: Die Techniken autoritärer Kontrolle müssen nicht mehr wie früher mit Gewalt durchgesetzt werden. Sie funktionieren leise. Eingebettet in bequeme Interfaces, smarte Services, scheinbare Effizienz. Wenn Plattformen wie X per Knopfdruck journalistische Stimmen stummschalten, wenn Gesetze Verschlüsselung zur Schwachstelle erklären oder KI-Systeme Realität algorithmisch vorstrukturieren, dann ist das keine Science-Fiction, sondern unsere Gegenwart.
📌 Was drin steckt
Digitaler Autoritarismus ist kein fernes Problem – seine Bausteine sind längst in westlichen Demokratien angekommen.
China zeigt, wie lückenlose Kontrolle durch ein Zusammenspiel aus Gesetz, Technik und Plattformlogik entsteht.
Russland setzt auf Informationsdominanz statt Informationsverknappung – mit Trollfabriken, Blacklists und gezielter Desinformation.
Demokratien übernehmen zunehmend autoritäre Muster – etwa durch Netzsperren, Vorratsdaten, oder KI-basierte Risikobewertungen.
Plattformen wie X zeigen, wie viel Macht Einzelpersonen über globale Informationsräume haben – ganz ohne demokratische Legitimation.
Technologie selbst kann autoritäre Wirkung entfalten: durch zentralisierte Architekturen, intransparente Algorithmen und Governance durch Code.
🎯 Warum lesen?
Weil G’sell zeigt, wie sich der autoritäre Reflex digitalisiert – und entgrenzt. Wer glaubt, in einer Demokratie sei man vor digitaler Machtverschiebung sicher, irrt. Freiheit braucht Schutzräume. Und Systeme, die nicht nur nützlich, sondern verantwortbar gebaut sind.
DOGE aims to pool federal dara, putting personal information at risk
gelesen in der Washington Post - von Hannah Natanson, Joseph Menn, Lisa Rein, Rachel Siegel
Was Florence G’sell als „digitale Autoritarismen“ beschreibt, bekommt mit DOGE ein erschreckend reales Gesicht. Mitten in der US-Verwaltung, unter Leitung von Elon Musk. Der Plan: eine zentrale Mega-Datenbank, gespeist aus Sozialversicherungsnummern, Steuerdaten, Diagnosen und Aufenthaltstiteln. Die Infrastruktur dazu wird im Eiltempo hochgezogen. Teils ohne Sicherheitsprotokolle, ohne Nachvollziehbarkeit, ohne demokratische Kontrolle. Was noch vor nicht allzu langer Zeit als politischer Tabubruch galt, passiert jetzt auf Zuruf von Tech-Dudes mit Hang zur Disruption.
Der offizielle Zweck: Effizienz, Betrugsvermeidung, Modernisierung. Doch der Kontext ist ein anderer: Trump ist zurück – mit offen autoritärem Programm. Und plötzlich zeigt sich, was G’sell so klar benennt: Wenn politische Machtverhältnisse kippen, wird vorhandene Dateninfrastruktur zur Waffe. Was gestern harmlos schien, kann heute zur Repressionsgrundlage werden. Besonders perfide: Die Allgegenwart der Daten – und die Omnipotenz der Algorithmen – wirken im demokratischen Gewand oft wie Fortschritt. Tatsächlich aber geht es bei DOGE längst nicht mehr um Verwaltung, sondern um Kontrolle.
Dieser Artikel der Washington Post liest sich wie ein technokratischer Thriller: Server ohne Sicherheitsnetz. Protokolle, die abgeschaltet werden. Geräte ohne Monitoring. Und ein zentralisiertes System, das Zugriff auf sensible Daten über Millionen Menschen erlaubt. Ohne richterliche Kontrolle, ohne parlamentarische Rückbindung. Was entsteht, ist ein digitales Machtzentrum, das jederzeit umfunktioniert werden kann: zur Plattform für politische Säuberungen, Datenscoring oder unsichtbare Diskriminierung.
📌 Was drin steckt
DOGE zentralisiert Sozial-, Gesundheits- und Steuerdaten – unter Umgehung bewährter Sicherheitsprotokolle.
Kritische Schutzmechanismen wie Protokollierung, Zugriffsbeschränkung oder Standorttransparenz werden umgangen oder deaktiviert.
Einzelne Mitarbeitende erhalten weitreichende Admin-Rechte – ohne institutionelle Kontrolle.
Datenschutzstandards wie das Prinzip der Datenminimierung oder der Zweckbindung werden ignoriert.
Der Zugriff auf sensible Daten wird mit politischer Agenda verbunden – etwa bei Visa- oder Abschiebefragen.
Der langfristige Schaden ist kaum reversibel: Einmal verknüpfte Daten lassen sich nicht wieder entflechten.
🎯 Warum lesen?
Weil hier sichtbar wird, wie schnell aus Bürokratie politische Machtmaschinerie werden kann… wenn Kontrolle fehlt und Technologie als Selbstzweck agiert. DOGE muss kein Einzelfall bleiben. Es ist ein Vorgeschmack darauf, wie fragil digitale Freiheitsräume wirklich sind – wenn man sie nicht verteidigt.
Trump administration asks Supreme Court to grant DOGE access to Social Security systems
gelesen bei PBS
Es ist ein Satz aus der Gerichtsakte, der hängen bleibt: „School records, bank details, salary information and medical and mental health records for disability recipients.” Genau diese Daten will das DOGE-Team unter Elon Musk. Und die Trump-Regierung hat nun den Supreme Court angerufen, um sie zu bekommen. Es geht um die Sozialversicherungsdaten von Millionen Amerikaner*innen. Und es geht um ein weiteres Puzzlestück in einem Plan, der immer klarer wird: maximale Datensichtbarkeit für die Exekutive, minimale demokratische Kontrolle.
Ein Bundesgericht hatte DOGE den Zugriff auf diese Systeme zunächst untersagt – aus gutem Grund: Die Daten beinhalten intimste Details über Lebensläufe, Krankheiten, Behinderungen. Doch das Justizministerium unter Trump nennt die Blockade „eine inakzeptable Einmischung in die Entscheidungsprozesse der Regierung“ – und versucht nun, das Verfassungsgericht zur Aufhebung zu bewegen.
Der Ton ist klar: Musk nennt das Sozialsystem ein „Ponzi Scheme“, also ein Betrugssystem. DOGE will angeblich nur „Betrug aufdecken“. Doch die Logik ist bekannt: Wenn Daten einmal zugänglich sind, lässt sich ihre Nutzung kaum noch kontrollieren. Der Zugriff auf sensible Lebensrealitäten wird zur politischen Ressource. Insbesondere in einem Klima, das zunehmend von ideologischer Polarisierung und institutionellem Machtkampf geprägt ist.
📌 Was drin steckt
DOGE will Zugriff auf vollständige Sozialversicherungsdaten – inklusive medizinischer und psychischer Diagnosen.
Ein Gericht untersagte das, ließ aber Zugriff auf anonymisierte Daten zu.
Die Trump-Regierung will diese Beschränkung nun durch den Supreme Court kippen lassen.
Die Argumentation: Exekutive Effizienz ist wichtiger als Datenschutz.
Der Fall ist Teil eines Musters: rund 200 Klagen gegen Trumps aktuelle Regierung laufen – viele davon betreffen Grundrechte.
🎯 Warum lesen?
Weil dieser Fall zeigt, wie Datenschutzrechte durch „Notwendigkeit“ ausgehebelt werden sollen. Und wie der Supreme Court in Zukunft nicht nur über Gesetze, sondern über digitale Machtarchitekturen entscheiden könnte. Wer DOGE kontrolliert, kontrolliert nicht nur Prozesse. Sondern Menschen.
Themenperspektive 2: „Ich muss aber nur in Staaten aufpassen, die in den Autoritarismus abrutschen, oder?”
Ein Trugschluss, der sich hartnäckig hält: Solange man in einer Demokratie lebt, ist alles halb so wild. Doch was, wenn demokratische Systeme selbst anfangen, ihre eigenen Grundpfeiler zu untergraben? Wenn Überwachung nicht mehr nur eine autoritäre Ausnahme, sondern plötzlich demokratischer Konsens ist?
Diese Perspektive schaut dorthin, wo vermeintlich liberale Staaten stillschweigend Grenzen verschieben. Unter dem Deckmantel von Sicherheit, Ordnung oder Wettbewerbsfähigkeit. Und sie lenkt den Blick auf einen entscheidenden Unterschied zur ersten Perspektive: Hier geht es vielfach um Daten, bei denen wir noch entscheiden können, ob wir sie preisgeben. Oder eben nicht.
Ob Messenger-Nutzung, Verschlüsselung, Plattformwahl oder digitale Identität, gerade weil in Demokratien noch Handlungsspielraum besteht, ist bewusste Entscheidung so wichtig. Wir sollten nicht denken, dass unsere Freiheit nur woanders verteidigt werden müsse. Unsere Privatsphäre ist in diesem Bereich sehr zerbrechlich.
Aus für Anonymität: Schweizer Online-Nutzer sollen sich identifizieren müssen
gelesen bei Heise - von Stefan Krempl
Wer glaubt, digitale Überwachung sei das Hobby autoritärer Regime, sollte einen Blick in die Schweiz werfen. Dort plant die Regierung derzeit, unter Umgehung des Parlaments, eine massive Ausweitung der Onlineüberwachung: Vorratsdatenspeicherung, Identifikationspflicht für Plattformnutzer*innen. Und das alles per Verordnungsweg, nicht durch demokratisch legitimierte Gesetzgebung. Künftig sollen Plattformen mit mehr als 5000 Nutzenden eine Ausweiskopie oder Telefonnummer verlangen. Auch verschlüsselte Dienste wie Threema und Proton geraten ins Visier.
Was als Sicherheitsmaßnahme verkauft wird, kann in Wahrheit auch als ein fundamentaler Umbau angesehen werden: Der Rechtsstaat wird zum Überwachungsstaat. Stück für Stück, Maßnahme für Maßnahme. Besonders brisant: Nicht nur Privatpersonen wären betroffen, sondern auch Berufsgruppen mit besonderem Schutzanspruch. Von Journalist*innen über Anwält*innen bis hin zu Whistleblower*innen. Und selbst gemeinnützige Open-Source-Projekte könnten faktisch zum Erliegen kommen, weil sie die Auflagen nicht erfüllen können.
Der eigentliche Skandal aber liegt tiefer: Während US-Dienste wie WhatsApp durch Schlupflöcher weiterlaufen dürfen, sollen europäische Anbieter gezwungen werden, sich entweder zu beugen – oder das Land zu verlassen. Ein verheerendes Signal: Wer Datenschutz ernst nimmt, ist nicht mehr willkommen.
📌 Was drin steckt
Die Schweiz will IP-Adressen, Portnummern und Nutzerdaten auf Vorrat speichern – und Nutzer:innen zur Identifikation zwingen.
Die Maßnahmen sollen ohne Parlamentsbeteiligung durch Verordnungen eingeführt werden.
Besonders betroffen: verschlüsselte Dienste wie Threema und Proton – beides Aushängeschilder für europäische Digitalsouveränität.
Auch Berufsgeheimnisse und besonders schützenswerte Gruppen geraten unter Druck.
Die Verordnung könnte zum Präzedenzfall werden – und den gesellschaftlichen Konsens über digitale Grundrechte aufkündigen.
🎯 Warum lesen?
Weil sich hier zeigt, wie eng der Grat ist zwischen liberalem Rechtsstaat und technokratischer Kontrollpolitik. Wer beim nächsten autoritären Kipppunkt sagen will „Das konnte ja niemand ahnen“, sollte diesen Text gelesen haben. Und nicht vergessen: Es geht nicht nur um Daten. Es geht um Vertrauen. Und darum, ob Europa bereit ist, es zu verteidigen.
Tritt diese Änderung in Kraft, verlassen wir die Schweiz
gelesen im Blick - von Tobias Bolzern
Was die Analyse im letzten Beitrag skizziert hat, bekommt hier eine weitere Dimension: die ökonomische. Denn für Unternehmen wie Proton oder Threema steht mehr auf dem Spiel als nur ein paar technische Anpassungen. Es geht um die Geschäftsgrundlage. Um das Prinzip, auf dem sie aufgebaut wurden: Privacy by Design. Und um die Frage, ob es in Europa überhaupt noch möglich ist, digitale Produkte anzubieten, die Datenschutz nicht als Kompromiss, sondern als Versprechen verstehen.
Der Artikel im Blick zeigt, wie dramatisch die Lage ist: Proton-Chef Andy Yen droht offen mit Wegzug. Threema denkt laut über eine Volksinitiative nach. Die Überwachungsverordnung, die der Bundesrat ohne parlamentarische Debatte durchsetzen will, zwingt beide Firmen zur Identifizierung aller Nutzer*innen. Und zur Zusammenarbeit mit Behörden auf Zuruf. Für Dienste, deren Alleinstellungsmerkmal gerade in der Datensparsamkeit liegt, bedroht dies massiv die Geschäftsgrundlage.
Noch absurder wird es, wenn man bedenkt: Die betroffenen Firmen gehören zu den wenigen europäischen Alternativen zu US-Plattformen. Statt sie zu schützen, zwingt man sie in eine Ecke: mit Kosten in Millionenhöhe, 24/7-Erreichbarkeit für Strafverfolger und der Pflicht, Sicherheitsarchitekturen zu untergraben. Die Folge? Eine strategische Schwächung europäischer Souveränität… durch nationale Überambitionen.
📌 Was drin steckt
Die geplanten Verordnungen sollen Schweizer Dienste wie Proton und Threema zur Speicherung und Identifikation von Nutzer*innen zwingen.
Firmen müssten künftig Daten sechs Monate lang speichern, Verschlüsselungen teilweise aufheben und Echtzeitzugriff gewähren.
Die Unternehmen lehnen die Maßnahmen strikt ab. Und drohen mit Standortverlagerung.
Die Revision könnte europäische Alternativen zu US-Diensten massiv schwächen. Wirtschaftlich wie rechtlich.
Kritiker*innen fordern stattdessen ein „Quick-Freeze“-Modell: gezielte, richterlich angeordnete Speicherungen statt flächendeckender Vorratsdaten.
🎯 Warum lesen?
Weil hier deutlich wird, wie Datenschutz vom Prinzip zur Belastung wird. Und wie politische Kurzsichtigkeit nicht nur Vertrauen zerstört, sondern ganze Geschäftsmodelle. Die Frage ist nicht, ob Überwachung effizienter wird. Sondern: Ob Europa sich leisten kann, dafür einige seiner glaubwürdigsten Tech-Unternehmen zu verlieren.
Union und SPD wollen Überwachung noch vor Neuwahl ausbauen
gelesen bei Netzpolitik.org - von Martin Schwarzbeck
Nach dem Blick auf die Schweiz wirkt es fast beruhigend, dass in Deutschland alles noch durch Parlamente muss. Doch dieser Schein trügt. Denn auch hierzulande zeigt sich, wie weit die Fantasie reicht, wenn es um den Ausbau digitaler Überwachungsbefugnisse geht. Und wie wenig Widerstand aus der Politik kommt. Der Artikel von netzpolitik.org stammt noch aus der Zeit vor der Bundestagswahl, und genau das macht ihn so brisant: Noch kurz vor dem Ende der Legislaturperiode machten SPD und CDU/CSU Pläne, ein zweites Sicherheitspaket durchdrücken. Inklusive Vorratsdatenspeicherung, biometrischer Fahndung, IP-Adressspeicherung und der Möglichkeit, ohne richterlichen Beschluss auf Daten zuzugreifen.
Besonders heikel: Die sogenannte „Superdatenbank aller Gesichter im Internet“, kombiniert mit KI-gestützter Gesichtserkennung. Und auch der alte „Zombie“ Vorratsdatenspeicherung wurde reanimiert. Obwohl sie mehrfach für rechtswidrig erklärt wurde. Von der einstigen Einigung auf Quick-Freeze im Koalitionsvertrag ist nichts mehr zu spüren. Stattdessen formiert sich eine neue, informelle „Instantkoalition“ aus SPD und Union, die Überwachung zur neuen Mitte erklärt. Mit Rückendeckung aus Landesregierungen, Ministerien und Bundestag.
Wie so oft gilt: Ist die Infrastruktur erst da, wächst die Begehrlichkeit. Ursprünglich zur Bekämpfung schwerster Verbrechen gedacht, sollen die gesammelten Daten nun auch für Einbrüche, Hasskommentare oder allgemeine Kriminalität nutzbar sein. Die Linie zwischen Sicherheit und Generalverdacht, sie wird immer dünner. Und der gesellschaftliche Schaden? Wird verdrängt.
Wo stehen wir heute? Im Mai 2025 ist noch kein neues Gesetz verabschiedet worden. Aber die schwarz-rote Mehrheit im Bundestag und Bundesrat macht eine baldige Einführung der IP-Adressen-Vorratsdatenspeicherung sehr wahrscheinlich. Die Debatte dreht sich aktuell nur noch um die konkrete Ausgestaltung (Dauer, Zugriffsmöglichkeiten, richterliche Kontrolle). Die Vorratsdatenspeicherung ist also politisch praktisch beschlossen. Die Frage ist nur noch, wie sie konkret ausgestaltet wird.
📌 Was drin steckt
CDU/CSU und SPD streben vor der Wahl massive Ausweitung digitaler Überwachung an – inkl. Vorratsdatenspeicherung und biometrischer Fahndung.
Gerichtsurteile werden umgangen oder ignoriert; die Rechtslage soll „neu interpretiert“ werden.
Quick-Freeze ist de facto vom Tisch – trotz anderslautendem Koalitionsvertrag.
Die geplanten Maßnahmen ermöglichen verdachtsunabhängige Speicherung – und Zugriff ohne richterlichen Beschluss.
Die Abgrenzung schwerer vs. allgemeiner Kriminalität verwischt. Der Generalverdacht wird zum Standard.
Massive Kritik kommt von FDP, Grünen, Linken – aber ohne politische Mehrheit.
🎯 Warum lesen?
Weil dieser Text zeigt: Man muss nicht nach Ungarn oder China schauen, um autoritäre Impulse in der Politik zu entdecken. Auch in Deutschland wird an einer digitalen Infrastruktur gebaut, die Freiheit zur Option erklärt. Und Kontrolle zur Norm.
Themenperspektive 3: Was jede*r tun kann
Was haben wir bis jetzt gelernt? Auf einige Daten, und deren Verwendung, haben wir als Bürger*innen an der Schnittstelle zur Verwaltung und der öffentlichen Hand nicht wirklich eine Handhabe. Aber: Anders als bei vielen staatlichen Datenpflichten – wo wir kaum Mitspracherecht haben – liegt es an anderer Stelle in unserer Hand, welche Tools wir verwenden, welchen Plattformen wir vertrauen und wie viel wir preisgeben. Es ist der Teil des digitalen Lebens, den wir aktiv gestalten können. Und sollten.
Viele der digitalen Dienste, auf die wir uns verlassen, haben sich über Jahre in unseren Alltag geschlichen. Weil sie praktisch sind, weil sie kostenlos sind, weil „alle sie nutzen“. Sich davon zu lösen, wirkt auf den ersten Blick wie ein Bruch mit der eigenen digitalen Komfortzone. Wer anfängt, bewusstere Entscheidungen zu treffen – für die eigene Privatsphäre, für mehr Unabhängigkeit, für europäische Alternativen – stärkt nicht nur sich selbst. Sondern kann auch ein digitales Ökosystem befördern, das sich mehr an Werten orientiert. Und weniger an Werbeklicks. Diese Perspektive hier versammelt konkrete Tipps, Tools und Impulse, um genau dort anzufangen. Schritt für Schritt. Realistisch, aber wirksam.
How to Protect Yourself From Phone Searches at the US Border
gelesen bei WIRED - von Lily Hay Newman und Matt Burgees
Bevor es zu praktischen Tipps für unseren alltäglichen Umgang mit digitalen Diensten geht, gibt es hier erst einmal die Rückkehr zum „USA-Problem”, welches ich eingangs aufgegriffen hatte. Auch wenn viele, viele Menschen weltweit so verschreckt von den dortigen Zuständen, auch denen bei der Einreise, sind - und deshalb geplante Reisen stornieren -, so gibt es manchmal keine Alternative. Und hier hat WIRED wertvolle Tipps. Das immer noch unglaubliche: Die meisten kennt man sonst aus Ratgebern für Reisen nach China, Russland oder den Iran. Und genau das macht diesen Ratgeber-Artikel so verstörend: Es geht eben um die Einreise in die USA. Das Land, das sich einst als Wiege der Freiheit inszenierte, steht inzwischen bei digitalen Grundrechten auf einem Niveau, das aktivistischen Menschenrechtsorganisationen Anlass gibt, ausdrücklich vor Grenzübertritten mit normalen Smartphones zu warnen.
Denn seit Beginn der zweiten Trump-Regierung mehren sich die Berichte über invasive Kontrollen, Auslese ganzer Geräte und Einreiseverweigerungen auf Basis von Smartphone-Inhalten. Die US-Grenzbehörde darf, gestützt auf eine rechtliche Grauzone an der Grenze, auch ohne richterlichen Beschluss Smartphones durchsuchen. Manuell oder forensisch. Für US-Bürger*innen endet das meist mit mühsamen Befragungen. Für Visa-Inhaber*innen oder internationale Reisende kann es zur sofortigen Abschiebung führen.
WIRED liefert in diesem Kontext konkrete Handlungsempfehlungen: Reisedaten reduzieren. Apps löschen. Notfalls ein eigenes Gerät für Reisen aufsetzen – mit neuen Accounts, neuer SIM-Karte, minimiertem Zugriff auf alte Inhalte. Was früher paranoide Spielerei war, ist heute digitale Selbstverteidigung. Die Kanadier warnen ihre Bürger*innen, europäische NGOs verteilen Burner-Phones. Ja, das ist die neue US-Realität.
📌 Was drin steckt
Die USA durchsuchen an ihren Grenzen systematisch Smartphones – auch von Europäer*innen.
Das betrifft Inhalte, Metadaten, Social Media, politische Kontakte. Oft ohne rechtliche Hürden.
Für Nicht-US-Bürger*innen kann das die Einreise kosten.
WIRED empfiehlt: Neue SIM, neue Apps, neue Accounts – oder gleich ein eigenes Travel-Phone.
Auch mit dem Hauptgerät möglich: Backup, Wipe, temporäres Setup – aber risikobehaftet.
Selbst vermeintlich banale Inhalte (z. B. LGBTQ+-Apps, Memes, Chatverläufe) können kritisch werden.
🎯 Warum lesen?
Weil dieser Artikel klar macht: Wir sind nicht „davor“. Wir sind mittendrin in einer Zeit, in der digitale Souveränität kein Luxus, sondern eine Überlebensstrategie ist. Wer sich heute vorbereitet, schützt nicht nur sich selbst. Sondern auch das Recht, überhaupt noch Grenzen zu ziehen. Zwischen privat und öffentlich. Zwischen legal und legitim. Zwischen Freiheit… und etwas anderem.
Und nun der Blick auf unser „Zuhause”. Da müssen wir was tun. Und da können wir was tun. Jede*r einzelne von uns. Hier geht es nun in drei weiteren Artikelempfehlungen vom „Ich will etwas ändern“ ➡️ über „Ich kann etwas ändern“ ➡️ hin zu „Wir müssen strukturell etwas ändern.“
#UnplugTrump: So wirst du unabhängig von Tech-Milliardären
gelesen bei Netzpolitik.org - von Martin Schwarzbeck
Klingt hart, ist aber wahr: Wer jeden Tag Google Maps nutzt, Gmail checkt, via WhatsApp chattet und seine Dateien in der iCloud speichert, füttert ein System, das längst mehr ist als bloß ein paar smarte Services. Es ist eine Infrastruktur der Kontrolle. Und ein Geschäftsmodell, das auf Auswertung statt Vertrauen setzt.
netzpolitik.org nennt das beim Namen: Wer seine digitale Identität in die Hände weniger Tech-Milliardäre legt, macht sich erpressbar. Ökonomisch, politisch, gesellschaftlich. Die Aktion #UnplugTrump ist deshalb mehr als ein Boykott. Sie ist eine Haltung. Eine Ansage: Ich will nicht, dass meine Daten Teil eures Machtapparats sind. Und schon gar nicht, wenn dieser Apparat von Menschen geführt wird, die Demokratie für Schwäche halten.
Natürlich: Komplettausstieg über Nacht ist illusorisch. Aber jeder Schritt zählt. Und je mehr Menschen ihn gehen, desto mehr verändert sich das System – nicht durch App-Updates, sondern durch Nutzerverhalten.
📌 Was drin steckt
#UnplugTrump ist eine Aktion – und ein Aufruf zur digitalen Eigenverantwortung.
Ziel: Unabhängigkeit von US-Tech-Plattformen, insbesondere im Kontext politischer Machtverschiebung.
Der Text betont: Es geht nicht um moralische Reinheit, sondern um bewusste Entscheidungen.
Die Abhängigkeit von Plattformen ist nicht alternativlos, sondern eine Gewohnheit.
Jede Entscheidung – für Mail, Cloud, Suche – ist auch eine Entscheidung über Machtverhältnisse.
🎯 Warum lesen?
Weil dieser Text motiviert, sich aus der passiven Rolle zu befreien und ins Handeln zu kommen. Nicht dogmatisch, sondern realistisch.
Europäische Alternativen: Google, Microsoft & Co. ersetzen
gelesen bei Heise - von Tobias Tappel
Digital souverän sein – das klingt groß. Ist aber oft ganz konkret. Dieser Heise-Artikel zeigt, wie der digitale Alltag auch ohne Big Tech funktioniert: vom Mail-Postfach über Office-Dienste bis hin zur Cloud. Viele Alternativen kommen aus Europa, viele sind Open Source, viele bieten: mehr Datenschutz, weniger Tracking, keine Verwertung deiner Identität als Geschäftsmodell.
Natürlich braucht es Umgewöhnung. Nicht jede App ist so „smooth“, nicht jeder Login so bequem wie bei Google. Aber der Preis für diese Bequemlichkeit ist hoch. Und wird täglich fällig, in Form von Überwachung, Profiling, Abhängigkeit. Wer heute wechselt, entscheidet sich bewusst: für digitale Mündigkeit, für europäische Standards. Und für Produkte, die nicht durch Werbung, sondern durch Vertrauen finanziert werden.
📌 Was drin steckt
Alternativen zu Mail (Posteo, Mailbox.org), Cloud (Nextcloud, Tresorit), Office (OnlyOffice, LibreOffice), Suche (MetaGer, Mojeek).
Viele Anbieter hosten in Europa – mit DSGVO-konformen Standards.
Open-Source-Tools ermöglichen Kontrolle und Transparenz.
Viele Alternativen funktionieren geräteübergreifend. Und sind zunehmend auch mobil nutzbar.
Der Wechsel ist machbar – Schritt für Schritt, Dienst für Dienst.
🎯 Warum lesen?
Weil dieser Text zeigt: Digitale Selbstbestimmung ist kein Verzicht – sondern ein Upgrade. Für einen selbst. Für das eigene Umfeld. Und für ein Europa, das digitale Infrastruktur nicht nur aus Übersee importieren will.
Europäische Alternativen in der digitalen Welt? Ja, die gibt es
gelesen im Standard- von Peter Zellinger
Es gibt sie, die Alternativen. Sie sind nicht nur technisch solide, sondern oft sogar besser durchdacht, sicherer, verantwortungsvoller. Und doch fristen sie ein Nischendasein. Warum? Weil Europas digitale Ökosysteme lange ignoriert wurden. Politisch, wirtschaftlich, kulturell. Der Standard-Artikel zeigt: Das Problem sind nicht die Alternativen. Sondern unsere Trägheit, unsere Bequemlichkeit. Und ein politisches Versäumnis, das auf Dauer nicht folgenlos bleiben wird.
Denn wer heute souverän handeln will, braucht nicht nur Tools, sondern Infrastruktur, Sichtbarkeit und Vertrauen. Es braucht gezielte Förderung, faire Vergabeverfahren, europäische Rechenzentren und den Mut, sich gegen die Dominanz der Big Tech durchzusetzen. Nicht aus Ideologie, sondern aus strategischer Vernunft.
Der Text macht klar: Die Weichen für ein europäisches Internet werden jetzt gestellt. Und jede Nutzendenentscheidung, jede Unternehmensentscheidung, jede politische Entscheidung trägt dazu bei, ob dieses Netz zukunftsfähig, demokratisch und eigenständig bleibt. Oder ob wir unsere digitale Realität dauerhaft outsourcen.
📌 Was drin steckt
Europäische Anbieter existieren, aber sie brauchen politische und wirtschaftliche Stärkung.
Die Abhängigkeit von US-Diensten ist nicht nur ein Datenschutzproblem, sondern ein Souveränitätsrisiko.
Der Text plädiert für ein Umdenken bei öffentlichen Aufträgen, digitalen Standards und politischer Förderung.
Digitale Grundrechte müssen infrastrukturell abgesichert werden – nicht nur gesetzlich.
Europa steht vor der Entscheidung: Zuschauer oder Gestalter.
🎯 Warum lesen?
Weil hier deutlich wird: Es reicht nicht, über Alternativen zu sprechen – wir müssen sie auch leben, fördern und fordern. Nicht nur als Konsument*innen, sondern als Bürger*innen eines Kontinents, der noch die Chance hat, es anders – und besser – zu machen.
Hier gibt es auch noch eine umfangreiche Datenbank und Hilfestellungen bei „European alternatives for digital products“. Sehr wertvoll! 🔗🤩
Bonus
🎥 Bonus-Empfehlung: Carole Cadwalladr – This Is What a Digital Coup Looks Like
Dieser TED Talk ist kein klassischer Vortrag, sondern ein Weckruf. Die britische Investigativjournalistin Carole Cadwalladr spricht über den systematischen Machtmissbrauch durch Datenmonopole, die Komplizenschaft zwischen Tech-Eliten und Autokraten, und die schleichende Aushöhlung demokratischer Grundlagen durch digitale Infrastrukturen.
Mit eindringlicher Klarheit zeigt sie, wie politische Realität heute nicht mehr auf der Straße, sondern im Code entschieden wird. Und warum wir dringend lernen müssen, digital zu widersprechen. Es geht um Cambridge Analytica, Elon Musk, ChatGPT – aber vor allem: um Verantwortung. Ihre zentrale Botschaft passt perfekt zu dieser Ausgabe: Wir sind nicht machtlos. Aber wir müssen aufhören, wegzuschauen.
„Wir leben längst in der Architektur des Totalitarismus – sie sieht nur besser aus.“
📌 Warum anschauen?
Weil Cadwalladr benennt, was viele nur fühlen – und weil ihr Mut uns daran erinnert: Privatsphäre ist Macht. Und Demokratie braucht Menschen, die sich einmischen.
Fazit
Drei Perspektiven – ein gemeinsamer Nenner: Digitale Infrastruktur ist nicht neutral. Sie speichert nicht nur Daten, sondern auch Machtverhältnisse. Manchmal sichtbar, oft unsichtbar. Und genau deshalb lohnt sich der Blick hinter die Interfaces: Auf staatliche Systeme, die sich still in Werkzeuge der Kontrolle verwandeln. Auf demokratische Prozesse, die Überwachung normalisieren. Auf ein Business, das uns mit all unseren Daten vereinnahmen will. Und auf uns selbst: Als Nutzende, als Mitgestalter*innen, als Menschen mit Handlungsspielraum.
Denn so verschieden die Szenarien auch sind – sie führen alle zur selben Frage: Wie schützen wir das, was uns als offene Gesellschaft ausmacht? Nicht mit Panik. Sondern mit Klarheit, mit Neugier und mit konkreten Entscheidungen. Im Alltag, in der Politik, in der Kultur. Überall.
Und ja, es gibt viel zu tun. Aber es gibt auch viele, die längst damit angefangen haben.
Denn gerechte digitale Teilhabe ist kein Luxus. Sie ist ein Bollwerk gegen Radikalisierung, gegen Machtkonzentration, gegen das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Wenn Menschen erleben, dass Digitalisierung ihr Leben verbessert statt kontrolliert – entziehen wir autoritären Strömungen den Nährboden.
Das ist kein ferner Idealismus, sondern eine Einladung.
Sei dabei. Bleib wirksam. Und wie immer: Bleib dran!
Und das war es für heute. Bitte leite oder empfiehl den Newsletter doch gerne weiter ➡️ ✉️ - das würde mir sehr helfen. Dankeschön für deine Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!