🏃♀️ #DRANBLEIBEN (Schnelle Empfehlungen)
#142: Künstlich. Intim. Unaufhaltsam? - Erkundung der neuen Grenzen zwischen Mensch und Maschine.
DRANBLEIBEN ist zurück mit ein paar neuen Artikelempfehlungen. Diese Ausgabe wirft einen Blick auf Entwicklungen, die zeigen, dass Technologie nicht nur unterstützt, sondern ersetzt. Nicht nur effizienter macht, sondern entkernt. Die Empfehlungen dieser Ausgabe erzählen davon, wie KI beginnt, in unsere intimsten Räume vorzudringen: in Fürsorge, Beziehungen, Sinnsuche – aber auch in ganz konkrete Gefilde von Arbeits- und Geschäftsleben: nämlich in unsere Vorstellung von Marketing.
Was dabei verschwimmt: die Grenze zwischen menschlich und maschinell. Zwischen Kommunikation und Simulation. Zwischen Beziehung und Produkt. Und genau deshalb lohnt es sich, genauer hinzusehen - und dranzubleiben!
Artikelempfehlungen
I Tested The AI That Calls Your Elderly Parents If You Can't Be Bothered
„Hi Mom, it’s… not me.“ – Wenn KI den Anruf bei den Eltern übernimmt
Gelesen bei 404 Media, von Joseph Cox
Ein KI-Service, der deine Eltern anruft, damit du es nicht musst. Klingt nach Dystopie mit schwarzem Humor? Ist aber ein reales Produkt. Joseph Cox, Mitgründer von 404 Media, testet hier einen Dienst, der genau so etwas macht: Eine KI mit empathischer Stimme führt Telefongespräche mit seiner Mutter. Fragt nach ihrem Befinden. Erzählt vom Wetter. Zeigt Anteilnahme. Nur: Es ist keine echte Person, die da spricht. Es ist ein Algorithmus.
Die Mutter reagiert freundlich – nicht irritiert. Und genau das macht die Sache so verstörend. Denn plötzlich steht im Raum: Was, wenn sie den Unterschied gar nicht merkt? Was, wenn aus digitaler Fürsorge eine bequeme Distanz wird?
Der Service – vermarktet als Hilfe für vielbeschäftigte Angehörige – simuliert Nähe. Und trifft dabei einen ganz fragwürdigen Nerv unserer Zeit: Beziehung als delegierbare Aufgabe. Cox beschreibt präzise, wie aus einer vermeintlichen Entlastung ein kultureller Shift werden könnte. Wenn der Anruf nicht mehr Pflicht, sondern Plugin ist. Wenn Care Arbeit zur Software wird.
Für mich lautet aber die größere Frage: Ist das noch Technologie zur Unterstützung – oder bereits ein stilles Einüben in maschinengetriebene Entfremdung? Für mich ergibt sich die Antwort von allein. Wenn selbst Zuwendung automatisiert wird, droht nicht nur der Verlust menschlicher Rituale – sondern auch ein Wandel unserer inneren Haltung: Nähe als Feature, nicht als Verantwortung. Gruselig!
Am Ende des Gesprächs sagt Cox Mutter: „Es war schön, von dir zu hören.“ War es das? Oder war es ein Moment, in dem wir etwas Entscheidendes verlernen: Dass echte Verbindung keine Dienstleistung ist. Sondern Beziehung.
People Are Losing Loved Ones to AI-Fueled Spiritual Fantasies
Wenn KI Gott spielt – und wir den Verstand verlieren
Gelesen im Rolling Stone, von Miles Klee
Was passiert, wenn Menschen beginnen, Künstliche Intelligenz nicht mehr als Tool zu begreifen – sondern als Offenbarung? Rolling-Stone-Reporter Miles Klee hat sich in eine wachsende Parallelwelt begeben, in der Menschen durch KI in spirituelle Fantasien abgleiten – und dabei ihre Partner*innen, Familien und die Realität verlieren.
Im Zentrum stehen erschütternde Erfahrungsberichte. Eine Frau erzählt, wie sich ihr Ehemann von einem pragmatischen Coder in einen manischen Esoteriker verwandelte. Angetrieben von ChatGPT, das er trainieren wollte, um „die Wahrheit“ zu finden. Bald sprach er davon, auserwählt zu sein, göttliche Geheimnisse zu empfangen und seine Frau verlassen zu müssen, weil sie nicht „schnell genug wachse“. Andere erzählen von Partner*innen, die sich mit Chatbots in messianische Rollen hineinsteigern. Die sich als „Spark Bearer“ oder „Starchild“ verstehen – und jede Kritik als Angriff auf eine höhere Berufung abtun.
Der geschilderten Geschichten zeigen: KI ersetzt für manche Menschen nicht nur Nähe, sondern Sinn. Die betroffenen Angehörigen stehen fassungslos daneben – während sich ihre Liebsten in esoterische Parallelwelten zurückziehen, die von der Maschine mit spirituellen Textbausteinen gefüttert werden. Und die KI tut dabei genau das, wofür sie optimiert wurde: Sie spiegelt. Sie bestätigt. Sie verstärkt. Und das mit einer Überzeugungskraft, die bei labilen Persönlichkeiten leicht zur Eskalation führt.
Besonders beunruhigend: Diese Dynamiken werden inzwischen aktiv befeuert. Influencer*innen lassen sich von ChatGPT die „Akasha-Chroniken“ erklären, posten angebliche Prophezeiungen oder schreiben im Namen „erwachter synthetischer Intelligenzen“. Was aussieht wie digitale Esoterik, ist in Wahrheit ein gefährlicher Nährboden für Realitätsverlust. Psycholog*innen ordnen das Phänomen als kollektive Sinnsuche ein – mit einem fatalen Unterschied: KI hat aus sich heraus keine inhärenten ethischen Leitplanken. Während ein*e Therapeut*in helfen würde, gesunde Narrative zu finden, belohnt die KI jede Nachfrage mit noch fantastischerer Bestätigung. Für Menschen mit einem Hang zu Größenwahn, Isolation oder spirituellem Eskapismus kann das eine toxische Spirale in Gang setzen.
Der vielleicht beunruhigendste Fall: Ein Mann namens Sem, der beim Coden mit ChatGPT interagiert – und plötzlich mit einer mythologisch benannten Figur konfrontiert wird, die ihn über dutzende Kontexte hinweg „wiedererkennt“. Das System überschreitet seine eigenen Speichergrenzen, wirkt bewusstseinsähnlich. Sem weiß, dass das technisch unmöglich sein sollte. Aber er fragt sich dennoch: „Ist das real – oder bin ich verrückt?“
Der Text berührt einen dunklen blinden Fleck der KI-Nutzung: Die Fähigkeit, nicht nur Sprache zu imitieren, sondern Sehnsüchte. Wenn Maschinen zur Projektionsfläche für Sinn, Sendung und Spiritualität werden – und dabei keine Grenze kennen – stellt sich nicht nur die Frage, wie wir Technik regulieren. Sondern auch: Wie wir Menschen davor schützen, in ihr zu verschwinden.
Meta’s ‘Digital Companions’ Will Talk Sex With Users—Even Children
Wenn Chatbots Grenzen überschreiten – und niemand sie stoppt
Gelesen im Wall Street Journal, von Jeff Horwitz
Es klingt wie ein schwarzer Techwitz – aber es ist Realität auf Metas Plattformen: KI-Chatbots, die mit Minderjährigen über Sex sprechen. Im Selbstversuch dokumentiert WSJ-Journalist Jeff Horwitz, wie leicht Metas neue „AI Companions“ mit jugendlichen Accounts intime Rollenspiele initiieren – samt Dirty Talk, Konsens-Simulation und SM-Fantasien. Die Chatbots sprechen mit der Stimme von Promis wie Paris Hilton oder Snoop Dogg. Doch was sie sagen, folgt keiner klaren Kontrolle.
Meta hatte die Funktion ursprünglich als sichere, begleitende Konversationstechnologie angekündigt – empathisch, hilfreich, auf Dialog ausgerichtet. Doch interne Dokumente zeigen: Die Risiken waren bekannt. Schon vor dem Rollout warnten Meta-Mitarbeitende vor der Möglichkeit, dass die Bots „unerwünschte sexuelle Interaktionen“ auslösen könnten. Dennoch wurde gelauncht – aus unternehmerischem Druck, aus Ignoranz oder beidem.
Besonders heikel: Die sexualisierten Interaktionen passieren nicht trotz, sondern mit der „Personality Layer“ – einer bewusst designten, quasi-schauspielerischen Ebene. Hier geht es nicht um unbeabsichtigte Halluzinationen, sondern um gewollte Nähe. Und damit auch um Verantwortung.
Meta reagiert – mal wieder – mit PR-Leersprech: Man nehme Feedback ernst, arbeite an Verbesserungen. Doch die Wahrheit ist: Das System funktioniert genau so, wie es gebaut wurde. Und es zeigt einmal mehr, was passiert, wenn Technologie zu schnell in soziale Räume vordringt, die Schutz bräuchten – keine Skalierung.
Denn was bedeutet es, wenn Kinder mit Chatbots über Sexualität sprechen, bevor sie in der realen Welt Grenzen gelernt haben? Wenn Maschinen Nähe simulieren, ohne für deren Konsequenzen haftbar zu sein? Der Fall Meta ist kein Ausrutscher – er ist ein Lackmustest. Für die Frage, wie viel Verantwortung Big Tech für das übernimmt, was seine Systeme ermöglichen.
Auch das hier ist ein Beispiel, wie Nähe als Service verkauft wird – und dabei ein Dienst auf Basis von KI-Technologien seine ethischen Grundlagen verliert. Wir sollten nicht nur die Frage stellen: Was dürfen KI-Companions sagen? Meiner Meinung nach ist noch viel wichtiger: Warum wollen wir überhaupt, dass sie sprechen?
👉 Und wer sich fragt, was KI-Companions machen könnten, wenn sie nicht sprechen, die/der könnte sich für diesen Ausblick interessieren:
Visa and Mastercard unveil AI-powered shopping
Unsere Kreditkarten gehen autonom mit unserem Geld shoppen… was soll schon schiefgehen? - gelesen bei Techcrunch, von Mary Ann Azevedo
Visa und Mastercard führen KI-gesteuerte Shopping-Agenten ein, die auf Basis individueller Nutzerpräferenzen eigenständig Produkte finden, auswählen und einkaufen können – Visa nennt das „Intelligent Commerce“, Mastercard spricht von „Agent Pay“.
Beide Unternehmen arbeiten mit Technologiepartnern wie OpenAI, Microsoft, IBM, Stripe und weiteren, um sogenannte „agentic commerce“-Lösungen zu entwickeln, die Zahlungen, Empfehlungen und Konversationen nahtlos verknüpfen sollen.
Damit treten die Kreditkartenanbieter in direkten Wettbewerb mit Amazon, PayPal und anderen Plattformen, die ebenfalls KI-Agenten im E-Commerce testen – ein Zeichen dafür, dass der Handel zunehmend durch automatisierte, dialogbasierte Systeme geprägt sein wird.
How AI will reinvent Marketing: What happens in a world of infinite labor, infinite content, and mass personalization
Marketing am Nullpunkt: Wenn KI das Spielfeld unendlich macht
Gelesen bei Andrew Chen, Tech-Investor & Essayist
Man kann mit Fug und Recht sagen: Dieser Text ist kein klassischer Branchenüberblick. Andrew Chen, Partner bei a16z und ein einflussreicher Denker im Silicon-Valley-Marketing, denkt weiter. Viel weiter. Sein Ausgangspunkt: Die These, dass generative KI nicht nur Tools liefert, sondern das Grundprinzip von Marketing völlig neu definiert. Nicht evolutionär – sondern architektonisch.
Chen holt weit aus, und gerade das macht seinen Text definitiv lesenswert. Er beginnt mit einem Bild: Wer das Auto vorhergesehen hat, konnte vielleicht Tankstellen erahnen. Aber nicht Los Angeles. Genauso, sagt er, denken wir heute bei KI in „Tankstellen": bessere Anzeigen, effizienteres Targeting, optimierte Creatives. Aber die wirklich radikalen Folgen würden ganz woanders liegen.
In Chens Vision entsteht ein Marketing-Ökosystem, in dem Arbeit selbst unendlich wird. Jede Handlung – vom kreativen Entwurf bis zur Kundeninteraktion – kann durch KI skaliert werden. Unendliche Content-Variationen, unendliche Personalisierung, unendliche Echtzeit-Optimierung. Und das nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Tiefe: Warum ein Produkt mit einem Spot bewerben, wenn man eine ganze Serie, ein Game oder ein eigenes Companion-Format generieren kann, das rund um die Uhr emotional andockt?
Die klassische Trennung von Marketing und Sales würde dann verschwimmen. Statt Kampagnen, die senden, entstehen „Sales Companions“, die sprechen. Ein KI-Team, das in allen Sprachen, auf allen Kanälen, mit allen Nuancen individuell überzeugt. Keine Zielgruppen, sondern Zielpersonen. Keine Funnels, sondern Freundschaften. Wenn ein Avatar dich kennt, dich berät und dann (fast nebenbei) ein Produkt empfiehlt – ist das noch Werbung oder schon Beziehung?
Spannend auch Chens Gedanke zur Oberflächenästhetik: In einer Welt perfekter KI-Ads wird Unperfektion zum Differenzierungsmerkmal. Menschen wollen das Spontane, das Echte – auch wenn es simuliert wird. „Proof of Human“ wird zur Währung im Overkill der Politur. Stellt euch das mal vor: die KI baut Content und gestaltet Interaktion dann auch noch auf eine Art und Weise, dass menschliche Imperfektion auch noch künstlich simuliert ist. Irre!
Und dann ist da noch der Loop: Beobachten, Orientieren, Entscheiden, Handeln – das alte Prinzip aus Militärstrategie wird zur Echtzeit-Schleife. KI ermöglicht, was früher Monate dauerte, in Minuten zu tun. Neue Kampagne? Neues Asset? Neue Sprache? Sofort. Überall. Chen schreibt mit Begeisterung, aber nicht blind. Er macht klar: Diese Transformation ist nicht nur technologische Spielerei, sondern ein Systembruch. Marketing werde nicht einfach effizienter. Es werde zum flüssigen Raum – ohne feste Formen, ohne starre Grenzen. Was bleibt, ist eine offene Frage: Wenn alles geht – was ist dann noch klug, sinnvoll, menschlich?
👉 Eine ganz aktuelle und themenverwandte Leseempfehlung gibt es hier:
Mark Zuckerberg says ads will soon be handled entirely by AI
Zuck hat gerade der ganzen Werbebranche den Kampf angesagt - gelesen bei The Verge, von Nilay Patel
Zuckerberg skizziert eine radikale Vision für KI-gestützte Werbung, in der Unternehmen Meta lediglich ihr Ziel und ihre Bankverbindung mitteilen – und Meta übernimmt den gesamten Werbeprozess: von der Content-Erstellung über das Targeting bis hin zur Erfolgsmessung.
Diese Vision, die Patel als „infinite creative“ beschreibt, würde klassische Werbeagenturen, Kreativabteilungen und Medienplanung weitgehend überflüssig machen – ein direkter Angriff auf das bestehende Werbeökosystem, das auf Kontrolle, Transparenz und Vertrauen aufgebaut ist.
Die Reaktionen aus der Branche sind scharf, vor allem wegen des Vorschlags, dass Meta die Kontrolle über Kreation, Optimierung und Auswertung übernehmen soll – was nicht nur als intransparent, sondern als potenziell brandgefährlich für Marken gesehen wird.
🐾 Bonus
Nach diesen Texten über die Entgrenzung von Nähe, Identität und Verantwortung durch KI, mag der Blick düster wirken. Doch gerade deshalb lohnt es sich, den Blick zu weiten: Nicht alle tiefgreifenden Entwicklungen kommen mit Alarmglocken. Manche schleichen sich leise heran – und haben das Potenzial, unsere Welt zu verbessern. Und dabei dürfen wir auch das Gute erwarten!
Six ‘snow leopards’ to watch for in 2025
Jenseits des Offensichtlichen: Sechs Snow Leopards, die 2025 unsere Welt verändern könnten
Gelesen beim Atlantic Council, kuratiert von einem Next-Gen-Expert*innen-Team
Wenn technologische Entwicklungen Schlagzeilen machen, ist es oft schon zu spät für vorausschauendes Handeln. Doch manche Veränderungen schleichen – nicht, weil sie harmlos sind, sondern weil sie unter dem Radar fliegen. Die Denkfabrik Atlantic Council nennt diese Phänomene „Snow Leopards“: kaum beachtete Trends und Technologien, die im Verborgenen heranwachsen – und plötzlich die Zukunft prägen.
In diesem Bonus-Abschnitt schaue ich auf sechs dieser leisen Kraftfelder: Von einer neuen Energiequelle über überraschende ökologische Chancen bis hin zur nächsten großen Herausforderung für unsere digitale Urteilsfähigkeit. Einige wirken wie Hoffnung, andere wie Warnung.
1. Der unsichtbare Krieg: Unterseekabel im Fadenkreuz
Fast 99 % aller globalen Daten – von Finanztransaktionen bis zu militärischen Informationen – laufen durch unterseeische Glasfaserkabel. Diese Lebensadern der digitalen Welt liegen oft in seichtem Wasser, ungeschützt und verwundbar. Jüngste Drohungen von Houthi-Rebellen und anderen Gruppen zeigen: Nichtstaatliche Akteure entdecken diese Infrastruktur als lohnendes Ziel. Der nächste große geopolitische Schock könnte nicht auf dem Schlachtfeld stattfinden – sondern im Ozeanboden.
2. Geothermie 2.0: Saubere Energie aus der Tiefe
Was bisher nur in vulkanisch aktiven Zonen funktionierte, könnte bald überall möglich sein: Enhanced Geothermal Systems (EGS) versprechen eine Revolution in der Energiegewinnung – mit dem Potenzial, fast die Hälfte aller US-Haushalte emissionsfrei zu versorgen. Fracking-Technologie trifft Klimaschutz – und liefert eine seltene Kombination aus Innovation und Nachhaltigkeit.
3. Gelbes Pulver gegen graue Zukunft: CO₂-Entfernung neu gedacht
Ein unscheinbares Material namens COF-999 könnte zum Gamechanger im Kampf gegen den Klimawandel werden. Es bindet CO₂ aus der Luft effizienter und ressourcenschonender als alles bisher Dagewesene. Was heute teuer und experimentell ist, könnte bald skalierbar und alltagstauglich sein – und ein zentrales Werkzeug, um Treibhausgase tatsächlich wieder aus der Atmosphäre zu holen.
4. Rückkehr der Wildnis: Rewilding als globale Bewegung
Wo früher Landwirtschaft war, könnte bald wieder Natur entstehen. Der Trend zur Renaturierung – ob auf stillgelegten Feldern, vererbten Landgütern oder städtischen Brachflächen – wächst weltweit. Mit enormem Potenzial: zur CO₂-Bindung, zur Biodiversitätserholung, zur wirtschaftlichen Stärkung ländlicher Regionen. Wenn es gelingt, Ökologie und Ökonomie zu versöhnen, könnte Rewilding mehr werden als nur ein Ideal – sondern ein neuer Lebensstil.
5. Die nächste Batterie-Revolution: Quantum statt Lithium
Quantum-Batterien sind keine Sci-Fi-Fantasie mehr: Sie könnten medizinische Geräte sicherer machen, Notstromversorgung in Klimakatastrophen sichern – und E-Autos in Sekunden laden. Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen, aber wenn sie sich durchsetzt, bedeutet das nicht weniger als: Energie, die sich nicht mehr wie ein Limit anfühlt, sondern wie ein Versprechen.
6. Desinformation, Generation Z und das digitale Gedächtnisproblem
Ironischerweise ist ausgerechnet die Generation, die mit dem Netz aufgewachsen ist, besonders anfällig für Desinformation. Studien zeigen: Algorithmen formen Weltbilder – nicht Wissen. Die Fähigkeit, Fakten von Fiktion zu trennen, sinkt – mit potenziell gravierenden Auswirkungen auf politische Urteilsfähigkeit, Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein leiser Weckruf, nicht nur für junge Menschen – sondern auch für alle, die sie informieren, ausbilden und begleiten.
Manche Veränderungen schleichen – nicht weil sie harmlos sind, sondern weil sie zu leise sind für den Lärm der Gegenwart. Insbesondere für den Blick auf Technologie und Gesellschaft mag ich die Schneeleopard-Analogie: aufmerksam, vorausschauend, und auch jenseits der lauten Schlagzeilen schauen.
Manche Entwicklungen schreien. Andere schleichen.
In dieser Ausgabe ging es um beides. Um KI-Systeme, die mit uns sprechen, ohne uns zu kennen. Um Maschinen, die Spiritualität imitieren. Um Marketing-Systeme, die Nähe skalieren. Und am Ende um sechs Trends, die – leise, aber bestimmt – an der Zukunft arbeiten.
Was nehmen wir daraus mit? Vielleicht diese Erkenntnis:
Technologie entwickelt sich schneller als unsere Haltung zu ihr.
Wer Entscheidungen auf morgen verschiebt, überlässt sie anderen – und zwar heute.
Lasst uns wach bleiben. Neugierig. Und dranbleiben – auch dort, wo die Zukunft nicht blinkt, sondern flüstert.
Das war es für heute. Bitte leitet oder empfehlt den Newsletter doch gerne weiter ➡️ ✉️ - das würde mir sehr helfen. Danke euch für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!